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Tim Schneider

Er ist ein weltoffener und architekturverliebter Stadtplaner, der schon viel herumgekommen ist und die Welt mit wachen Augen erkundet. Im Interview erzählt der gebürtige Marienberger und Japanfreund von seinen Reisen durch Fernost, wie er das Land der aufgehenden Sonne nach dem Tsunami 2011 erlebte und was ihn an den dortigen Städten fasziniert. Als Stadtplaner hat er auch ein gutes Auge für manche Kleinigkeiten, die der Landeshauptstadt sehr gut zu Gesicht stehen und kann uns sogar berichten, welche Spuren Magdeburg in Japan hinterlassen hat.

Interview und Fotos: Marco Starkloff

Wie sind Sie zur Stadtplanung gekommen?
Als Kind bin ich mit meiner Familie viel in Richtung Osteuropa gefahren. Die Städte dort faszinierten mich. Sie waren ganz anders als die in der DDR, die von Kriegszerstörung und Wiederaufbau geprägt waren. Die vielen schönen alten Städte weckten meine Lust am Reisen und am Thema selbst. Irgendwann begann ich, Stadtpläne und Wanderkarten zu sammeln. Als die Sammlung immer größer und ich älter wurde, bekam ich Lust, selbst zu gestalten. Ich trug meine eigenen Ideen in Stadtpläne ein und kam so zur Stadtplanung.

»In Magdeburg hat man so einiges, auf das man stolz sein kann.«

Wann war Ihnen klar, dass Sie Stadtplaner werden wollten?
Mit 14 habe ich das relativ konsequent verfolgt. So war ich in der Arbeitsgruppe Denkmalpflege in meiner Heimatstadt. Mein Interesse galt der Schnittstelle von Stadtplanung und Verkehr. Ich fing an, klassische Fortbewegungsformen in Pläne einzutragen. Mein Traum war, mir alle Stationen der U-Bahnen in Berlin und Budapest anzusehen und zu überlegen, wie man solche Schnittstellen schön gestalten kann. Ich habe aber auch darüber nachgedacht, wie man lebenswerte Bereiche schaffen kann, in denen sich Menschen gerne aufhalten. In den kreativen Phasen habe ich gerne den Stift in die Hand genommen. (lacht)

Haben Sie damals auch schon praktisch gearbeitet?
Während des Abiturs haben wir am Schlossberg in Chemnitz gegraben und sanierten die Mauern. Die aktive Phase begann mit meinem Studium in Weimar ab 1990. Da wirkte man natürlich in Büros und auch mal in der Stadtpolitik mit. Ich setzte mich für den Weiterbetrieb der Berkaer Bahn ein. Das waren meine ersten Schritte außerhalb des akademischen Umfelds. Ich wollte nicht nur Papier und heiße Luft produzieren, sondern die Umwelt aktiv gestalten.

Inter.Vista, Tim Schneider, Foto: Marco Starkloff

Inter.Vista, Tim Schneider, Foto: Marco Starkloff

Waren Sie ein aktiver Student?
In vielerlei Hinsicht. Ich bin durch viele Länder gereist und habe einiges gesehen. Ich war aber auch ein guter Student und hab ganz gut abgeschlossen. (lacht)

Auch politisch?
Ich bin interessiert und informiert, aber ich habe mich keiner politischen Richtung verpflichtet gefühlt. Ich habe zu vielen Dingen eine Meinung, aber lege mich nicht einseitig politisch fest. Mein Schwerpunkt liegt auf der Fachlichkeit.

Sie sind Sprecher der Vereinigung für Stadt-, Regional- und Landesplanung in der Region Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Was machen Sie?
Wir setzen uns für die berufsständischen Interessen ein und bilden eine Plattform für fachliche Debatten. 2007 gründeten wir das Magdeburger Planertreffen Lupe, Bleistift, Tee & Keks. Das ist der Versuch, in Magdeburg Berufsstände entspannt in der Freizeit zusammenzuführen. Wir organisieren Veranstaltungen für Landschaftsarchitekten, Stadtplaner, Architekten, Bauingenieure, Geographen, Künstler und alle, die den öffentlichen Raum gestalten und bringen sie so zusammen. In Magdeburg beispielsweise organisierten wir mehrere Exkursionen zum Thema ›Bauliches Erbe der zwanziger Jahre‹.

Wo finden wir dieses Erbe in Magdeburg?
Das sind zum Beispiel Wohnsiedlungen wie die in Cracau oder das Gebäude der AOK in der Lüneburger Straße. Das ist ein bemerkenswertes architektonisches Erbe an der Grenze von Expressionismus und Bauhausmoderne. Auch die Hautklinik (Haus 15 des Uniklinikums, Anm. d. Red.) von Johannes Göderitz ist ein tolles Gebäude, und das nicht nur aus architektonischer Sicht. Für dieses bemerkenswerte Bauwerk wurden erstmals vom sozialen und funktionalen Ansatz abgeleitete Grundriss-Pläne entwickelt, was es bis dahin in dieser Konsequenz wohl nicht gab. Das hat deutschlandweit für Furore gesorgt. In Magdeburg hat man so einiges, auf das man stolz sein kann.

Sie lebten in vielen Städten, welche ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Für mich als Stadtplaner ist das eine ganz schwierige Frage. In jeder Stadt gibt es Licht und Schatten. Es gibt immer beeindruckende Räume. Mancher Stadt würde ich Unrecht tun, wenn ich sie nicht erwähne. Aber jetzt ganz konkret: In Graz habe ich wirklich sehr gern gelebt. Eine mittelgroße Stadt mit einer tollen Altstadt, mit jungen, aufgeschlossenen, dynamischen und innovativen Menschen. Aber um das spontan beantworten zu können, bin ich einfach zu oft umgezogen.

Sie haben zwei Jahre in Tokio verbracht. Wie kam es dazu?
Zunächst war es für mich wichtig, das Studium möglichst schnell abzuschließen und in den Beruf reinzukommen. Irgendwann habe ich aber mehr und mehr festgestellt, dass die Welt noch viel mehr bereithält. Ich war nicht mehr so richtig glücklich, gleich den Absprung ins Berufsleben zu machen. Je näher das Diplom kam, desto stärker hatte ich das Gefühl, dass ich vieles noch nicht weiß. Ich wollte noch mehr entdecken und verstehen, wie Städte in anderen Kulturkreisen funktionieren. Daher bewarb ich mich für ein Stipendium mit langer Laufzeit. Mich interessierten schnell gewachsene Städte. Durch eine glückliche Fügung bekam ich dann ein Stipendium für Sprache und Praxis und konnte damit in ein japanisches Planungsbüro reinschnuppern.

Inter.Vista, Tim Schneider, Foto: Marco Starkloff

Inter.Vista, Tim Schneider, Foto: Marco Starkloff

Hatten Sie keine Angst vor der anderen Sprache?
Nein. Ich wusste ja auch nicht, worauf ich mich einlasse. (lacht) In Deutschland hatte ich kein Japanisch gelernt.

War das nicht schwer?
Ja, schon etwas. Meine Lehrerinnen konnten kein Deutsch und nur wenig Englisch. Es war auch nicht einfach, da die Logik der japanischen Sprache eine ganz andere ist. Mit ein paar Lerntechniken schaffte ich es jedoch in zwölf Monaten alles zu lernen, um im Alltag und im Büro zurechtzukommen.

Wie sind Sie am Anfang so ganz alleine in einem fremden Land klargekommen?
So ganz auf mich allein gestellt war ich auch nicht. Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) hat ein Büro in Tokio. Die halfen bei der Wohnungssuche und standen mir notfalls zur Seite. Tokio ist auch international, so dass man mit Englisch gut voran kommt. Mein Ziel war es aber, Japanisch zu lernen. Ich wohnte in einem kleinen zweigeschossigen Holzhaus in einem verträumten, grün gebliebenen Vorort, ungefähr eine Dreiviertelstunde mit einer Expressmetro von der Innenstadt entfernt. Da war keiner mehr in der Nähe, der mir helfen konnte und ich musste meinen Alltag alleine meistern.

Sprechen Sie heute, 14 Jahre später, noch fließend japanisch?
Ich kann mich in Japan zurechtfinden, aber mein heutiges Leben ist durch so viele andere Aktivitäten geprägt, so dass ich leider nicht regelmäßig japanisch spreche und schon viel vergessen habe. Das ist ärgerlich, aber es ist wie mit Tanzschritten, das ist irgendwo im Hinterkopf. Man muss es nur reaktivieren.

Wie war es, in einer Metropole wie Tokio zu leben?
Ich kam aus dem kleinen, beschaulichen Hochschulstädtchen Weimar und hatte für ein halbes Jahr in London erste berufliche Schritte unternommen. Dann ging es nach Fernost. In Tokio ist alles erst mal wild, interessant und international. Aber man lernt nach und nach hinter die Fassade zu schauen. Ich bin froh Mitteleuropäer zu sein und in einem Wertesystem aufgewachsen zu sein, in dem Widerspruch, Kritik und vor allem Mitdenken einen hohen Stellenwert hat. Japan ist nicht unbedingt innovationsfreundlich. Widerspruch und Kreativität im Alltag sind nicht sonderlich ausgeprägt. Daher mache ich mir Sorgen, wie sich Japan im zukünftigen Wettstreit der Innovationen schlagen wird. Dennoch denke ich, dass es genug kritische Geister im Land gibt.

Woran haben Sie in Japan gearbeitet?
Ich habe im Büro des bekannten japanischen Architekten Kisho Kurokawa mitwirken können. Er zählt zu den jungen, wilden Architekten der sechziger und siebziger Jahre, die unter dem Stichwort Metabolismus bekannt sind. Neben vielen anderen Projekten plante er auch die neue Hauptstadt von Kasachstan, Astana. Daran habe ich auch mitgewirkt und versucht, ein anderes Verständnis von Fläche rein zu bringen. In Japan baut man Städte auf Grund der Dichte doch anders als in einem Flächenstaat wie Kasachstan.

Sie sind Vizepräsident der Deutsch-Japanischen Gesellschaft Sachsen-Anhalt e. V. Was machen Sie im Verein?
Wir haben uns auf die Fahne geschrieben, Kulturverständnis zu vertiefen und japanische Kultur hier bekannt zu machen. Wir sind eine bunt zusammen gewürfelte Gruppe von Leuten und organisieren Vorträge und Veranstaltungen wie das Japan-Fest, vermitteln beim Schüleraustausch oder beraten bei der Japanreise.

Sie haben mehrere Reisen nach Japan unternommen. Wohin ging die letzte Reise?
In das Gebiet nördlich der Millionenstadt Sendai. Neben einigen sehr schönen kleinen Städten im Inneren des Landes besuchte ich auch die 2011 vom Tsunami zerstörte Küstenregion Tohoku. Ich war 2016 – also fünf Jahre nach der Katastrophe – dort. Die Wiederaufbaumaßnahmen hatten umfassend begonnen, aber die Zerstörungskraft der zehn, zwölf Meter hohen Flutwellen, die ganze Kleinstädte vernichteten, war natürlich immer noch sichtbar.

Wie haben Sie die Region fünf Jahre nach dem Unglück erlebt?
Vielleicht ist meine Einschätzung nicht ganz fair, aber ich habe mehrfach gelesen und vor Ort selbst gesehen, dass der japanische Staat nicht ganz optimal agiert. Manche sprechen vom Versagen des Staates. Die Akteure scheinen von der schieren Bandbreite der Probleme überfordert. Ich habe aber auch Projekte der Bürgergesellschaft gesehen, die ihr Schicksal selbst in die Hand nahmen. Das ist für Japan etwas Außergewöhnliches. Beispielsweise haben Architekten gemeinsam mit Studenten aus einfachsten Materialien ein Bürgerzentrum gebaut, das als Ort der Trauer und Hoffnung dient. Die Solidarität ist groß, manche Japaner verbringen ihren Sommerurlaub in der Region, um zu helfen. Dass die Bürger das ganz alleine auf die Beine gestellt haben, ist bemerkenswert und eine ganz neue Erfahrung für Japan.

Was sollte man sich in Japan unbedingt ansehen?
Der Klassiker ist natürlich die alte Hauptstadt Kyoto. Aber die ist schon vom Massentourismus überrannt. Daher würde ich einen Besuch der weiter südlich gelegenen Kurzzeithauptstadt Nara empfehlen. Sie ist noch sehr authentisch. Alter Hausbestand, ohne Kriegszerstörungen, keine störenden Hochhäuser, viele sehr alte Ginkobäume und ein Tempelbezirk mitten in der Altstadt, in dem Rehe und Hirsche einfach frei herumlaufen. Dort kann man wahrlich in das alte Japan eintauchen. Am interessantesten ist aber das Japan abseits der Großstädte. Auf der Insel Kyūshū gibt es einen großen Vulkankrater von über 25 km Durchmesser, in dem sich ein neuer Vulkan gebildet hat. Ebenso sehenswert sind die vielen heißen Quellen und die kleinen und mittelgroßen Städte mit faszinierender Architektur. Am besten fährt man zügig raus aus Tokio rein ins Land. In allen Himmelsrichtungen entdeckt man tolle Sachen und lernt tolle Menschen kennen.

Bereisen Sie auch andere Länder?
Natürlich. Ich habe auch einige Kontakte nach Frankreich, wo ich mich häufiger aufhalte. Ich war unter anderem in Israel, in Vietnam, im Iran, in Usbekistan und auf einem längeren Trip in Kambodscha, draußen im Dschungel, fernab der Hauptstadt. Eben da, wo die Zeit wirklich stehen geblieben ist. Meine nächste Reise führt mich wahrscheinlich nach Tadschikistan.

»Hier und da, gut versteckt hinter Gartenzäunen, findet man auch in Magdeburg ein kleines Japan-Motiv.«

Sie sind ein Fan der japanischen Architektur. Was begeistert Sie daran?
Ich schaue nicht nur auf die Fassaden, sondern auf die Strukturen. Architektur wurde, vor allem im Westen, oft als Massenware missverstanden. Als Gegenbewegung zur anonymen, oft menschenfeindlichen Bauklotz-Moderne entstand in den Achtzigern die Architekturund Städtebau-Stilrichtung der Postmoderne, die die kleinteiligen Blockrand-Quartiere wiederentdeckte. Ich lege Wert auf gegliederte, ortsangepasste Gestaltung und Nutzungsmischung, die man besonders in asiatischen Städten gut studieren kann. Japan ist, wie auch einige südostasiatische Länder, von Straßen mit multifunktionaler Nutzung geprägt. Das Leben findet wirklich auf der Straße statt.

Sie sagten einmal, dass Sie eine Vorliebe für Japanische Gärten haben. Haben Sie selbst einen?
Nein, ich bin nicht mit einem Einfamilienhaus gesegnet. Ich wohne zur Miete und das passt ganz gut zu meinem Lebensabschnitt. Für einen eigenen Garten ist da kein Platz.

Gibt es in Magdeburg einen Japanischen Garten?
Als Deutsch-Japanische Gesellschaft war es früher unser Ziel, einen solchen Garten in Magdeburg zu schaffen, aber so ein Kiesgarten mit Pflanzenarrangements ist sehr pflegeintensiv. Das übersteigt die Ressourcen unseres kleinen Vereins. Daher hofften wir auf die Unterstützung von anderen Akteuren, wie zum Beispiel von Unternehmen oder der Stadt Magdeburg. Andere haben sich von der Idee inspirieren lassen, so haben beispielsweise die Stadtwerke Schönebeck für ihre Mitarbeiter einen kleinen, feinen und nicht öffentlichen Japanischen Garten angelegt.

Was machen Sie, wenn Sie das Fernweh packt?
Ich krame in meiner Wunschliste und schaue, was mich gerade besonders interessiert. Ich spiele seit einigen Jahren mit dem Gedanken, nach Korea – auch nach Nordkorea – zu fahren. Aber die Drohkulisse der letzten Jahre hat mir etwas die Lust genommen. Mit der Zeit wurde aus Fernlust auch Nahlust. Ich entdecke mehr und mehr die Qualität der Nähe und mache auch Kurzreisen.

Wie war Ihr erster Eindruck von Magdeburg?
Schon zu DDR-Zeiten war ich in Magdeburg. Im Rahmen meiner Stadtlust bin ich als 15-jähriger stundenlang zu Fuß durch die Stadt gelaufen. Entlang des damaligen Schleinufers, als die Bahngleise noch da waren und die Stadt von der Elbe trennten. Auch den Magdeburger Ring bin ich von Nord nach Süd abgelaufen, um mir anzusehen, wie man eine Schnellstraße in eine Stadt reinknallt. Damals hab ich mir noch überlegt, wie man so etwas auch auf meine Heimatstadt übertragen könnte. (lacht)

Wie war der zweite Eindruck?
Als ich mich 2006 hier für die Stelle beworben habe, war ich natürlich vorher schon da und hatte mir die Stadt angeschaut. Die Stadtsanierung und Erneuerung waren schon gut vorangekommen. Das bleierne, schwere DDR-Grau war einer ganz anderen, lebendigen Frische gewichen. Magdeburg ist für mich eine offene Stadt, die leider aufgrund der Kriegszerstörung und der besonderen Bau- und Formensprache der Nachkriegszeit zu einer etwas zu sehr aufgeräumten Stadt wurde.

»Ich entdecke urbane Orte in Augenhöhe eines Fahrrades.«

Was kann Magdeburg da noch besser machen?
Der Straßenraum ist hier und da etwas zu üppig. Hier müsste durch Baumpflanzung oder durch andere Nutzung des Straßenraums noch mehr Lebendigkeit und eine bessere Nutzbarkeit reinkommen. In Magdeburg verfolgen manche Akteure noch den technischen Ansatz der sechziger Jahre. Wir brauchen jedoch noch viel mehr Spontanität, Abwechslung, Zufälligkeit sowie Orte, die menschlicher wirken und Emotionen ansprechen.

Haben Sie einen Lieblingsort in der Stadt?
Der Wissenschaftshafen hat meiner Meinung nach viel Potenzial. Die Gegend in der Nähe des Cracauer Wasserfalls ist auch interessant. Die Mischung aus Dorf und Großstadt direkt am Fluss. Dinge wie alte Türknäufe, Dachrinnen und Hausfassaden, die ganzen kleinen Sachen, die noch aus der alten Zeit durchschimmern, sprechen mich an. Auch das Umfeld des Hasselbachplatzes hat mit seiner großstädtischen Berliner Atmosphäre einen ganz eigenen Charme. Wenn auch nicht täglich, bin ich gerne dort. (lacht)

»Das bleierne, schwere DDR-Grau war einer ganz anderen, lebendigen Frische gewichen.«

In welchem Stadtteil sind Sie zu Hause?
Im schönen Stadtteil Sudenburg. Die Halberstädter Straße ist eine tolle Stadtstraße mit weiten, grünen Seitenbereichen mit Geschäften, die den Raum beleben. Die Zukunft hat dort gerade erst begonnen.

Inter.Vista, Tim Schneider, Foto: Marco Starkloff

Inter.Vista, Tim Schneider, Foto: Marco Starkloff

Finden wir Japan auch in Magdeburg?
Natürlich. Weithin bekannt ist die Kirschblütenallee im Holzweg. Wir haben aber auch allerorten einen Gingkobaum, der mich an meinen Aufenthalt in Japan erinnert. Hier und da, gut versteckt hinter Gartenzäunen, findet man auch in Magdeburg ein kleines Japan-Motiv.

Und umgedreht, gibt’s Magdeburg auch in Japan?
Tatsächlich ja. Es gibt in der nordostjapanischen Großstadt Sendai eine Japanisch-Deutsche Gesellschaft, die seit einigen Jahren in gutem Kontakt mit Magdeburg steht. Bekannter ist wohl aber der Architekt Bruno Taut, der zweieinhalb Jahre Baubürgermeister von Magdeburg war. Nachdem er 1933 Deutschland verlassen musste, ging er für einige Zeit nach Japan, wo er heute noch sehr bekannt ist.

Als Kind träumten Sie immer davon, Städte mitzugestalten. Wenn Sie sich eine Stadt aussuchen könnten, die Sie umgestalten, welche wäre das?
Je länger ich im Beruf bin, desto mehr komme ich zurück zur Gestaltung von Plätzen, Orten des Aufenthaltes, von urbanen Räumen, also der Stadtteilebene. In meiner Heimatstadt Chemnitz passiert gerade sehr viel. In der Stadt fehlt zwar noch einiges, aber man ist ausgesprochen offen, auch mal innovative Ideen anzugehen. Das würde anderen Städten auch gut tun. Dabei muss man nicht mal so weit schauen. In Magdeburg und Dessau kann man noch viel gestalten. Ich habe aber derzeit die enge Bindung zur Stadtplanung und Freiraumplanung etwas gelockert und bin momentan eher mit Themen der Verkehrsplanung beschäftigt.

Beschreiben Sie mal in wenigen Worten eine lebenswerte Stadt.
Kompakt, urban, grün, nutzungsgemischt und lebendig.

Was sollte die Welt noch über Sie wissen?
In meiner Freizeit bin ich gern und häufig mit dem Fahrrad unterwegs. Sowohl in Magdeburg als auch in der Region und im Urlaub in der Ferne cruise ich damit gemächlich herum und erfahre städtisches Leben. So entdecke ich urbane Orte auf Augenhöhe eines Fahrrades.

April 2018
Interview aus INTER.VISTA 6

 

Vista.Schon?

Tim Schneider wurde 1971 in Marienberg geboren. Aufgewachsen ist er in Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz). Nach seinem Zivildienst in einem Altenpflegeheim studierte er in Weimar Stadtplanung. Im Rahmen seiner Ausbildung lebte er in Graz, London und zwei Jahre in Tokio. Nach mehreren beruflichen Stationen in Süddeutschland führte ihn sein Weg 2006 nach Magdeburg, wo er als Sachgebietsleiter im Stadtplanungsamt arbeitet. In seinem Beruf beschäftigt er sich mit der Verkehrsplanung für ÖPNV, Fuß- und Radverkehr und den Verkehr in der Innenstadt. In seiner Freizeit ist er Vizepräsident der Deutsch-Japanischen Gesellschaft Sachsen-Anhalt und Sprecher der Berufsvereinigung für  Stadt-, Regional und Landesplanung (SRL) in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.

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