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Katharina Remiorz

Man könnte sie auch als Workaholic bezeichnen. Katharina Remiorz arbeitet in der Pressestelle der Hochschule Magdeburg-Stendal. Nicht nur dort ist sie kreativ. Sie spricht über Zahnfeen, Abenteuerhörspiele und familiäre Arbeitsteilungen, aber vor allem über verschlungene Berufswege. Als echtes Sachsen-Anhalter-Mädchen zog es sie nach einem Auslandsaufenthalt wieder zurück in die Magdeburger Heimat. Was sie an Wien schätzt, warum Sachsen-Anhalt Familie ist und was sie manchmal in Magdeburg noch vermisst, erzählt die Mediengestalterin und mehrfache Preisträgerin im INTER.VISTA-Interview.

Interview und Fotos: Lara-Sophie Pohling und Felizia Maertens

Du arbeitest in der Pressestelle. Wie viele Anrufe hast Du heute schon getätigt?
Ich glaube, bisher hatte ich drei Anrufe. Das ist wenig, eigentlich ungewöhnlich für einen Montag. Das ist einer der Tage, an dem das meiste los ist und scheinbar alle ihre To-do-Listen abarbeiten.

Was gehört zu den Aufgaben der Pressestelle?
Als Kommunikationsschnittstelle sind wir dafür zuständig, die Geschichten und Projekte der Hochschule Magdeburg-Stendal nach innen und außen zu transportieren. Mein Fokus liegt im Printbereich. Ich leite das Magazin treffpunkt campus, koordiniere die studentischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, schreibe Artikel sowie Pressemitteilungen und unterstütze die audiovisuelle Medienproduktion.

Du hast schon das Magazin angesprochen. Inwiefern kannst Du Kreativität in Deinen Berufsalltag einbinden?
Wenn ich die nicht hätte, würde mir schnell langweilig werden. Insbesondere bei treffpunkt campus gibt es wirklich viele Freiräume. Jedes Heft hat ein anderes Leitthema. In der Februarausgabe beschäftigen wir uns beispielsweise mit Gefährten im Alltag. Das können Menschen und Tiere, aber auch lebensverändernde Momente oder besondere Gegenstände sein. Auch im Genre sind wir frei und überlegen, wie wir die einzelnen Beiträge am besten aufziehen: Bericht, Interview, Reportage, Portrait oder Kommentar. Alles ist möglich.

Wie äußert sich Deine Kreativität im Privaten?
Mein Partner hat den gleichen Beruf erlernt wie ich. Wenn wir zu Hause etwas machen, dann hat das sehr oft mit Medien zu tun. Das letzte Projekt, woran wir gemeinsam arbeiteten, war ein Lego-Film für die Videoexpo der Uni, bei dem ich zwei kleine Rollen gesprochen habe. Ansonsten erstellen wir Hörspiele, allerdings nur privat für meinen Bruder.

»Sachsen-Anhalt ist für mich Familie.«

In welchem Genre?
Abenteuer. Das erste Hörspiel handelt von der Zahnfee. Mein Bruder ist sehr viel jünger als ich und wir wollten ihm eine Geschichte passend zu seinem ersten Wackelzahn erzählen, aber nicht so, wie man die Geschichten um die Zahnfee bereits kennt. In unserer Geschichte geht es um einen Jungen, der seinen ersten Zahn verliert und ihn unter sein Kissen legt, damit die Zahnfee ihn gegen eine Münze austauscht. Er ist total aufgeregt und kann kaum einschlafen. Als die Zahnfee nachts in sein Zimmer kommt, klemmt er sie aus Versehen im Schlaf ein und wird dadurch natürlich wach. Zusammen fliegen sie dann ins Reich der Fantasie, in dem die Zahnfee, aber auch der Sandmann lebt. Gemeinsam müssen sie das Schloss der Zahnfee retten, das aus kaputten Zähnen besteht.

Du hast eine mediengestalterische Ausbildung, aber auch in der medienpädagogischen Richtung gearbeitet. Warum hast Du das nicht weiter verfolgt?
Die Ausbildung zum Mediengestalter für Bild und Ton ist eine Möglichkeit, überhaupt in diesen Bereich reinzukommen. Aber Mediengestalter sind die ›Eier legenden Wollmilchsauen‹. Von Kamera, Ton über Redaktion bis hin zu Licht machen sie irgendwie alles. Ich habe mich dann auf die redaktionelle Arbeit spezialisiert, war zuerst beim Radio und danach beim Fernsehen. Weil ich das Gefühl hatte, noch nicht genug gesehen zu haben, fing ich an, zu studieren. Im Studium probierte ich viel aus, auch im medienbildnerischen Bereich. Das hätte ich gern weitergemacht, aber der Arbeitsmarkt ist schwierig. Ich war einige Zeit selbstständig, doch mir fehlte die berufliche Sicherheit.

Du hast bei uns Journalistik und Medienmanagement studiert. Wie ist es, wieder hier zu sein?
Ich war eigentlich nie weg. 2012 begann ich mein Studium, vor allem um den Freiraum zu nutzen. Die Hochschule ist sehr praxisorientiert, es gibt tolle Lehrende, die aus der Praxis kommen und wissen, wovon sie reden. 2013 fing ich bereits als freie Mitarbeiterin in der Pressestelle an.

»Es ist gar nicht so blöd, vor dem Studium eine Aus­bildung zu machen.«

Zunächst hast Du eine Ausbildung zur Wirtschaftsassistentin für Fremdsprachen und Korrespondenz absolviert. Kannst Du kurz erklären, was man da macht?
Sinn der Ausbildung ist es, zwischen verschiedenen Einrichtungen auch in anderen Sprachen zu kommunizieren. Ich hatte viel BWL und Marketing, wollte aber immer in den Medienbereich. Das ergab sich mit einem Praktikum im Funkhaus Halle bei Radio Brocken und 89.0 RTL.

Inwiefern hat Dir die mediengestalterische Ausbildung im Studium geholfen?
Sehr. Es ist gar nicht so blöd, vor dem Studium eine Ausbildung zu machen. Mir hat dies vor allem technisch viel gebracht, wodurch ich mich auf andere Dinge konzentrieren konnte. Das war ein großer Vorteil.

Inter.Vista, Katharina Remiorz, Foto: Lara-Sophie Pohling, Felizia Maertens

Inter.Vista, Katharina Remiorz, Foto: Lara-Sophie Pohling, Felizia Maertens

Wie würdest Du Deine Beziehung zu Magdeburg oder SachsenAnhalt beschreiben?
Sachsen-Anhalt ist für mich Familie. Ohne sie würde ich nicht mehr hier sein. Außerdem würde ich SachsenAnhalt als kreativ bezeichnen; es gibt viele engagierte Köpfe, die etwas in der Kultur bewegen. Und es gibt tolle, immer wieder überraschende Landschaften. Selbst in Magdeburg habe ich Stellen entdeckt, wo ich dachte: Wow, wie schön es hier ist.

Was schätzt Du besonders an Sachsen-Anhalt und was vermisst Du vielleicht in kultureller Hinsicht?
Ich schätze vor allem die Menschen. Ich glaube, dass es wirklich viel Engagement und einen langen Atem braucht, um hier etwas zu bewegen. Ich lebte eine Zeit lang in Wien. Dort nahm ich es als viel selbstverständlicher wahr, engagierte Leute zu unterstützen. Das fehlt mir noch in Magdeburg.

Wien ist eine imposante Stadt. Was hast Du für Dich persönlich aus Wien mitnehmen können?
Die Leidenschaft. Ich habe in einem Team gearbeitet, das wirklich wusste, wie man junge Filmemacherinnen und Filmemacher unterstützt und motiviert. Ja, man kann hier in Magdeburg auch Technik ausleihen und beraten werden, aber die Wiener Atmosphäre, auch bei dem Filmfestival, bei dem ich gearbeitet habe, ist viel intensiver, leidenschaftlicher und auf einer persönlicheren Ebene.

»Ich habe den Eindruck, dass Viele als Einzelkämpfer unterwegs sind.«

Was wünschst Du Dir für die Zukunft?
Mehr Unterstützung und Verknüpfungen untereinander. Ich habe den Eindruck, dass viele als Einzelkämpfer unterwegs sind. Dabei gibt es so viele Schnittstellen. Man muss miteinander sprechen, dann wäre man sehr viel stärker, auch wenn es um finanzielle Probleme geht.

Kannst Du Dir vorstellen, dass es Dir hier wieder langweilig wird?
Die Gefahr besteht grundsätzlich immer, aber ich habe einen tollen Chef, der mir viele Freiräume ermöglicht. Aktuell arbeite ich an einer neuen Videoserie für Facebook, mit der wir unsere Studiengänge bewerben möchten. Die Filme sollen kurzweilig und weniger imagelastig sein, unterhalten und Lust auf das Studium machen. Ein anderes großes Projekt ist der Relaunch von treffpunkt campus. Im Oktober 2018 erscheint die 100. Ausgabe und die soll komplett neu werden; lockerer, frischer mit Fotoserien und anderen Formaten.

Du bist Preisträgerin für den Europapreis für Bürgermedien in Sachsen-Anhalt und das von Dir konzipierte Projekt Lesekinovon der Geschichte zum Film erhielt den Medienkompetenzpreis Mitteldeutschland. Inwiefern haben die Preise Deinen Werdegang beeinflusst?
Die Preise haben mir gezeigt, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Jeder möchte gern ein Feedback für seine Arbeit erhalten. Ich meine damit nicht nur Lob. Wenn man nur gelobt wird, dann kommt man im Leben nicht weiter. Konstruktive Kritik zu bekommen und diese anzunehmen, ist wichtig.

Inter.Vista, Katharina Remiorz, Foto: Lara-Sophie Pohling, Felizia Maertens

Inter.Vista, Katharina Remiorz, Foto: Lara-Sophie Pohling, Felizia Maertens

Bleiben wir beim richtigen Weg. Irgendwelche persönlichen Ziele?
(überlegt) Ich möchte auf jeden Fall mehr Zeit für mich selbst haben. Lesen, schwimmen, spazieren gehen, die Sonne genießen, ins Kino oder auf Filmfestivals gehen. Mir einfach dafür Zeit nehmen, das ist mein persönliches Highlight, aber auch eine Herausforderung.

Wohin gehst Du denn in Magdeburg, wenn Du entspannen willst?
An die Elbe und zur Wiese hinter dem Prester See. Das ist eine unglaublich schöne Ecke und ruhige Seele, die ich in Magdeburg vor einem Jahr entdeckt und gar nicht erwartet habe. Dort ist meine Ruhezone, wo ich mit meinem Hund spazieren gehen und die Natur genießen kann.

November 2017
Interview aus INTER.VISTA 6

Vista.Schon?
Katharina Remiorz, 1990 in Zerbst geboren, entschied sich zunächst für zwei Ausbildungen: Wirtschaftsassistentin und Mediengestalterin. Anschließend begann sie ein Journalistik-Studium an der Hochschule Magdeburg-Stendal. Zweimal wurde sie mit dem Europapreis für Bürgermedien in Sachsen-Anhalt ausgezeichnet. Das von ihr konzipierte Projekt »Lesekinovon der Geschichte zum Film« wurde zudem mit dem Medienkompetenzpreis Mitteldeutschland gewürdigt. Heute arbeitet sie in der Pressestelle der Hochschule. In ihrer Freizeit produzieren sie und ihr Partner Hörspiele und Animationsfilme.

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