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Max Grimm

Max Grimm ist mit seinen 29 Jahren und zahlreichen Auszeichnungen schon eine feste Größe in der Kunstszene Magdeburgs. Der Maler, Illustrator und Grafiker ist aber nicht nur in Magdeburg bekannt, sondern stellt seine Kunst auch deutschlandweit aus. Mit seinem unverwechselbaren Malstil durch kräftige Farben und geometrische Formen versetzt er sein Publikum in eine andere Welt. Der Künstler hat schon viel von der Welt gesehen, fühlt sich aber nach wie vor stark verwurzelt in Magdeburg.

Interview und Fotos: Lisa Eckert 

Als ich Deinen Namen erstmals hörte, habe ich mich gefragt, ob Du mit den Gebrüdern Grimm verwandt bist?
Nein, das bin ich nicht (lacht).

Wie sieht eigentlich Dein Alltag als Künstler aus?
Größtenteils im Atelier Zeit verbringen und arbeiten. Ich bin da ziemlich relaxed. Ich stehe nicht um 7 Uhr auf. Ich kann mir alles frei einteilen. Wenn viel zu tun ist, dann muss ich auch mal um 8 Uhr hier sein. Ich bin meistens lange im Atelier, komme spät und bleibe bis abends. 

Ein ganz entspannter Tagesablauf also?
Auf der anderen Seite muss man sich natürlich immer selbst motivieren. Das ist manchmal nicht so einfach. Aber bevor ich irgendwo angestellt im Büro sitze, bin ich eben lieber mein eigener Herr. Ich muss immer dran bleiben und mich nicht verrückt machen lassen. Nicht aufgeben, so denke ich immer.  

Inter.Vista, Max Grimm, Foto: Lisa Eckert

Inter.Vista, Max Grimm, Foto: Lisa Eckert

Wie sieht Dein Ausgleich zum Alltag aus? Wie schaltest Du ab?
Ich fahre viel Fahrrad und habe auch einen guten Arbeitsweg. Wenn ich morgens losfahre zur Arbeit, fahre ich immer eine größere Runde durch den Park. Wichtig auch: nette Nachbarn. In der Ateliergemeinschaft habe ich mit Architekten, Lebensberatern und Designern zu tun. Die sind auch alle sehr kreativ. Ich bin aber der Einzige, der etwas Handwerkliches macht. 

Du würdest Dich also als Handwerker bezeichnen?
Ja, das ist es schon, gerade bei den Grafiken, die werden nicht mit dem Computer gemacht. Das ist alles Handarbeit, auch die Siebdrucke. Das machen mein Vater und ich. Ich stelle die Vorlagen her. 

Du arbeitest also Hand in Hand mit Deinem Vater zusammen?
Ja, wir machen zusammen die Grafikedition. 

Bist Du Magdeburger?
Ich bin hier geboren. Zwischendurch wohnte ich aber auch bei meiner Mutter in Darmstadt.

Aber die Ausbildung zum Grafiker hast Du hier absolviert?
Nein, die habe ich in Haldensleben gemacht. 

Darmstadt, Magdeburg: Wo hat es Dir besser gefallen?
Ich war als Kind nicht besonders lange in Darmstadt und bin 1992 in Magdeburg eingeschult worden. Seitdem wohne ich hier und bin auch ein bisschen stolz darauf. Ich bin der Einzige aus meinem Freundeskreis, der nicht weggezogen ist. 

Was schätzt Du an Magdeburg? Warum fühlst Du Dich hier wohl?
Es ist eine überschaubare Stadt mit sehr viel Grün und vielen alten Sachen. Sie hat nicht diese Anonymität wie ein großer »Moloch«. Das ist nicht so wie in Berlin. Klar, dort ist es auch cool. Ich war oft da, aber leben könnte ich dort nicht. Ich würde untergehen. 

»Magdeburg ist für mich der Place to be.«

Weil Du dort in der Masse verschwindest?
Ja, gerade auch als Künstler. Everybody ist da, das ist für alle »the place to be«. Aber ich sage: Magdeburg ist für mich »the place to be«. Ich kann hier arbeiten und trotzdem meine ganzen Kontakte halten. Ich lebe nicht nur von Galerien hier in Magdeburg, sondern stelle auch in anderen Städten aus. Eine bunte Mischung aus allem. Wäre ich nur auf Magdeburg angewiesen, dann wäre es scheiße.

Du hast also nicht vor, aus Magdeburg wegzugehen, um Dir international einen Namen zu machen?
Nein. Es kann genauso gut auch von hier aus passieren. Es kommt immer darauf an, wo man Ausstellungen macht. Auf Kunstmessen oder anderswo lernt man die Leute kennen. 

Nimmst Du regelmäßig daran teil?
Letztes Jahr machte ich erstmals bei einer Kunstmesse in Köln mit und ich will das auch dieses Jahr wieder machen. Dort sind die Connections. Zum Beispiel traf ich einen Mann aus Holland, mit dem ich im März 2016 etwas mache. Dadurch kommt eins zum anderen. Letztes Jahr kam eine neue Galerie in Potsdam dazu, in der ich ausstellte. Die erste Ausstellung habe ich vor zehn Jahren in meiner Magdeburger Galerie gemacht. 

Inter.Vista, Max Grimm, Foto: Lisa Eckert

Inter.Vista, Max Grimm, Foto: Lisa Eckert

Gemeinsam mit Deinem Vater?
Nein. Grafiken stelle ich auch aus, aber größtenteils nur Malerei. Eine Mischung aus Grafik und Malerei für den schmalen Geldbeutel. Wenn eine Grafik zwischen 20 und 400 Euro kostet, dann ist es auch noch für jedermann erschwinglich, der sich Kunst leisten will. Ich finde es schade, wenn Kunst nur für bestimmte Kreise zugänglich gemacht wird. Das hat auch etwas mit dem Geldbeutel zu tun. 

Was steht noch auf Deiner To-Do-Liste?
Einiges! Auf jeden Fall nochmal ins Ausland gehen. Für ein Jahr. Ich hatte einmal ein Atelier in Kapstadt für drei Monate. Das war sehr cool. 

Wie hat sich das ergeben?
Über drei Ecken und meine Ex-Freundin. Ich machte ein Praktikum am Goethe-Institut und in dieser Zeit mietete ich dort ein Atelier. Reisen würde ich schon gerne. Letztens war ich auch in drei verschiedenen Ländern.  

Beruflich?
Das eine war ein Mix aus Urlaub und Arbeit in Le Havre mit einem Künstleraustausch, weil die Stadt die Partnerstadt von Magdeburg ist. Zehn Künstler fahren dorthin und im nächsten Jahr kommen zehn Künstler hierher nach Deutschland.

Ihr arbeitet dann hier vor Ort zusammen?
Genau so läuft das. Wir hatten dort einen Hangar, eine riesengroße Halle und haben alle zusammen gearbeitet und ausgestellt.

Ein kleines Künstlerkollektiv also. Welche Künstler inspirieren Dich?
Da gibt es viele, die früher bei meinem Vater mitgearbeitet haben: Hans Scheuerecker oder Falko Behrendt. Das sind bekannte Künstler, aber nicht weltweit, so wie Fernand Léger, Pablo Picasso, Jean Dubuffet und andere.

Auf Deiner Homepage konnte ich lesen, dass Du mit dem britischen Pop-Art Künstler Tim Davis zusammen gearbeitet hast?
Das ist schon vorbei, das war ein Grafikkalender. Mit dem Aktualisieren meiner Homepage bin ich nicht immer so hinterher. 

Welche Kunst schmückt denn Dein Heim?
Ich finde Porträts schön und auch abstrakte Sachen, weil ich eigentlich viel Gegenständliches male.  

Deshalb hänge ich mir gerne solche Sachen in mein Zuhause. Ich las auf Deiner Homepage, dass Du Dich als »Artisan« bezeichnest. Erläutere mir bitte mal den Begriff.
(Lacht) Das hat einmal jemand über mich geschrieben. Eine Ausstellung hieß Artisan, da hat der Autor gleich den Begriff verwendet. Ich mache halt einfach mein Ding. In Deinen Bildern finden sich Stilelemente der Zwanziger Jahre wieder. Was verbindet Dich mit dieser Zeit? Was ich cool finde, sind Hüte. So eine zylindrische Form hat was. Das lässt sich immer schön gestalten und dieses Establishment von früher kommt dadurch gut zur Geltung. Monokel sind auch dabei, aber nicht mehr so viele. Das habe ich früher öfter gemacht. 

Bist Du ein Perfektionist oder überlässt Du auch etwas dem Zufall?
Ja. Bei Perfektionisten ist es eben so, dass sie sich oft selbst im Weg stehen. 

»Ich muss immer dran bleiben und mich nicht verrückt machen lassen. Nicht aufgeben, so denke ich immer.«

Durch ihre hohen Ansprüche?
Genau. Wenn man etwas zu perfekt macht, dann kommt man nicht richtig von der Stelle. Bei manchen Dingen ist ein gesunder Perfektionismus wichtig. Bei einer Bildkomposition zum Beispiel. Dann denke ich, dass das eine Element drei Zentimeter nach links oder rechts könnte und dann mache ich das auch. Dann übermale ich alles. Die Komposition muss stimmen. Das passiert aber bei Details, die nur ich sehe. Aber wenn alles zu perfekt ist, dann ist es auch nicht mehr gut. Was spontan ist, zum Beispiel Farbkleckereien, belebt letztendlich das Bild. 

Was war Dein größtes Projekt bisher?
Die Schönebecker Straße letztes Jahr hier in Magdeburg. Das war eine große Hauswand, die ich mit zwei anderen Leuten bearbeitet habe. Die haben mir beim Gestalten geholfen. Es war viel Arbeit. Mit Unterbrechungen saßen wir daran zwei Monate. Währenddessen hatte ich auch noch eine Ausstellung. 

Wie überbrückst Du Phasen, in denen es nicht so gut läuft?
Warten, Tee trinken (lacht). Wenn man etwas fertiggestellt hat, dann ist man erst einmal …(atmet erleichtert aus). Aber man muss dran bleiben, bevor man gar nichts mehr macht. Man kann in der Zeit auch an etwas Neuem arbeiten, wobei dann wiederum etwas Neues entsteht. Das ist bestimmt nicht nur in der Malerei so.

Verkaufst Du Deine Werke ausschließlich in Deiner Galerie oder auch über das Internet?
Nein, im Internet gar nicht. Ich habe da keine Preise und auch keinen Shop. Entweder über Ausstellungen oder Kommissionswaren und Galerien, bei denen ich die Bilder abliefere und danach wieder abhole oder austausche. Das sind viele Grafiksachen. 

Hängst Du an jedem einzelnen Werk von Dir?
Nein. (überlegt) Also klar, irgendwie schon, wenn ich sehr lange an einem Werk arbeite, dann schon. Aber man muss sich auch davon trennen können. Ansonsten hat man ein Problem, denn man lebt auch davon. 

Kannst Du Deinen Lebensunterhalt damit finanzieren?
Ja, die Aufträge sind mal so, mal so. Aber im Großen und Ganzen kommt immer wieder irgendetwas rein. Reich werde ich nie, aber ich kann meine Miete bezahlen, habe ein schönes Atelier, ein Auto und kann auch reisen und schön essen gehen. 

Du machst auch Kunst für Dates und SWM, oder?
Genau, das sind auch Auftraggeber, genauso wie Lotto, da kommt immer mal etwas rein. Das ist genau dieser Mix. Man kennt viele Leute und hat kontinuierlich etwas zu tun. 

Bist Du auch in einem Verein aktiv? Beim Kulturanker oder werk4 in Buckau, wo Du wohnst?
ein. Ich kenne viele der Leute, aber ich bin eher für mich und froh, wenn ich in Ruhe meine Arbeit machen kann. 

Der Kulturanker e.V. veranstaltet auch Kultur- und Kunstprojekte, beispielsweise das Projekt Sinnlichkeit in der ehemaligen JVA in Magdeburg. Hast du auch mitgemacht und eine Zelle mit Kunst geschmückt?
Ja, ich hatte zusammen mit Thomas Andrée eine Zelle. Er ist ein guter Freund von mir und wir haben einige Bilder aufgehängt. 

Wusstest Du immer, was Du willst?
Ich hatte das Glück, dass ich es immer bis zu einem gewissen Punkt wusste. Wenn andere nicht wussten, was sie machen sollen, war ich froh, dass ich darauf hingearbeitet habe. 

»Ich finde es schade, wenn Kunst nur für bestimmte Kreise zugänglich gemacht wird.«

Du sagtest, dass Du auch an ein Journalismusstudium gedacht hast. Was hat es damit auf sich?
Genau. An einem gewissen Punkt wollte ich das machen, habe dann aber Grafikdesign gelernt und die ersten Aufträge bekommen. Danach kam die Fachhochschulreife und seitdem bin ich freiberuflich unterwegs. Ich wollte eigentlich auch noch Malerei studieren und bewarb mich. Ich reichte dann jedes Jahr eine Mappe ein. Aber als ich die Absagen bekam, dachte ich mir: Jetzt reicht‘s, ich krieg’ das auch so hin. Und dann ist es auch so gekommen. Ich weiß auch nicht, wie meine Kunst aussehen würde, wenn ich da hingegangen wäre.

Meinst Du, Du würdest zu sehr beeinflusst werden von äußeren Faktoren?
Ja, vielleicht wirkt es dann zu »überstudiert« oder zu »verkopft«. Ich habe mir Spontanität bewahrt und ziehe das auf meine eigene Art und Weise entspannt durch.

Du warst auf einer Freien Waldorfschule. Wurden Deine kreativen Fähigkeiten ausgebaut? Sind sie dort auf Deine persönlichen Fähigkeiten eingegangen?
Auf jeden Fall. Allgemein handwerkliche Sachen sind sehr wichtig. Viele können nur ihren Touchscreen befummeln und wissen gar nicht, wozu sie ihre Hände noch benutzen können. Diese motorischen Fähigkeiten sind wichtig. Es hängt aber trotzdem auch viel mit dem Kopf zusammen. Wenn du eine Lösung A hast und merkst, dass Lösung A nicht funktioniert, dann musst du kreativ sein, um Lösung B zu finden. Es hilft dir also in allen Lebenslagen. Man braucht Kreativität, um im Leben klarzukommen. 

Welches Projekt ist bei Dir als nächstes in Aussicht? 
Dieses Jahr habe ich eine Ausstellung in den Niederlanden und dann wollte ich mit einer Designerin ein Modeprojekt machen. Ludisia alias Susanne Klaus ist Textildesignerin, macht Klamotten und kommt aus Magdeburg.  

Interview aus INTER.VISTA 1

 

Vista.schon?
Max Grimm wurde 1986 in Magdeburg geboren. Er absolvierte eine Ausbildung zum Grafiker in Haldensleben. Seither hat er Galerien in Magdeburg, Potsdam, Braunschweig, Hamburg und Halle. Grimm konnte auch schon international tätig werden bei einem Künstleraustausch in Le Havre, Frankreich, und hatte bereits für einige Monate ein Atelier in Kapstadt. Sein nächstes großes Projekt, das in diesem Jahr herauskommt, gestaltet er mit einem Künstler aus Holland.

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