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Andy Lotz

Schon seit seiner Schulzeit liebt Andy Lotz Comics. Dennoch will er als Kind erst Elektriker werden, später dann Imker. Wie es dazu kommt, dass er seit über 20 Jahren den Comic- und Manga-Laden Comic-Kombinat führt, verrät er uns im Inter.Vista– Interview. Außerdem spricht er über die besten Comics, die Contaku und über Cosplay.

Interview und Fotos: Nadine Janetzky

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Welcher Held aus einem Manga oder Comic wärst Du gern?
Darth Vader wäre ich gern, davon gibtʼs ja auch einen Comic.

Und warum?
Mit dem habe ich mich immer irgendwie identifiziert. Als Jugendlicher, kurz nach der Wende, war ich mehr der Luke Skywalker-Fan, aber man will dann doch immer mehr zum Bösen hin. Es gibt eigentlich viele Comic-Helden. Ich wäre auch gern der Captain von der Enterprise. Allein schon, weil es da ein Holodeck gibt, in dem man sich die Welten erschaffen kann, die man will. Man kann also theoretisch auf der Enterprise sein und Star Wars spielen und gleichzeitig durch den Weltraum fliegen. Das ist schon cool.

Liest Du denn selbst noch viele Comics?
Bei Manga und Comics lese ich eher nur die Klappentexte, damit ich weiß worum es geht. Durch die Arbeit komme ich kaum zum Lesen. Aber ich höre ganz viele Hörbücher und lasse mich berieseln.

Was hörst Du gern?
Science-Fiction. Fantasy. Game of Thrones habe ich komplett durchgehört. Die Leute, die das nur im Fernsehen schauen, wissen gar nicht alles. Das ist schon lustig.

»Meine Star-Wars-Tasse benutze ich jeden Tag. Würde mich ärgern, wenn sie runterfällt.«

Welche Hobbys hast Du?
Ich habe einen Garten, der gibt mir einen Ausgleich. Ich spiele auch gern Karten. Vieles hat eigentlich mit dem Laden zu tun. Früher war ich auch noch Rollenspieler, hab irgendwie alles gemacht. Aber die eigene Firma ist dann doch wichtiger. Freunde treffen, etwas trinken gehen, entspannen. Das mache ich am liebsten.

Welcher war Dein erster Comic?
Da ich aus der DDR komme, war der erste das Mosaik. Ich fand die Hefte ziemlich spannend. Als ich 1977 in die Schule kam, las ich Mosaik. In der Lehre, wenn man Glück hatte, bekam man Perry Rhodan-Hefte. Die waren der Kracher.

«Unser Laden war eher düster, trotzdem haben sich auch die Mädels reingetraut, weil sie wussten, bei uns gibt’s Sailor Moon.«

Nach der Wende kamen dann die amerikanischen Comics?
Genau. Dann ging’s los mit Batman und Superman. Die hab’ ich auch verschlungen.

Und Dein erster Manga oder Anime?
Akira. Kann man aber nicht jedem Alter empfehlen. Das ist ein Anime-Kinofilm, 1988 gedreht. Den konnte ich dann Anfang der Neunziger sehen. Ein Trickfilm. In einer der ersten Szenen wird einer erschossen und du siehst eine riesige Blutlache über den Bildschirm laufen. Das konnte ich nicht fassen. Da wusste ich, warum der ab 18 wCar.

Gibt es einen Comic oder Manga den Du jedem, unabhängig von Geschlecht und Alter, ans Herz legen würdest?
Schwierig. Gut ist Cowboy Beebop, ein schon etwas älterer Science-Fiction-Anime, aber sehr lustig. Oder Neon Genesis Evangelion. Da spielen 14-Jährige die Hauptrollen und müssen die Welt retten.

Hast Du ein Merchandise-Teil, das Du niemals hergeben würdest?
Eigentlich mein Laserschwert. Aber das hatte ich mal weggegeben und es ist dann kaputt gewesen. Schade. Ich versuche seit Jahren, das Merchandise aus meinem privaten Leben herauszuhalten. Wenn ich in den Laden gehe, sehe ich alles, jeden Tag. Naja, meine Star-Wars-Tasse benutze ich jeden Tag. Würde mich ärgern, wenn die runterfällt.

Beschreibe doch mal die Comic- und Manga-Szene.
Früher wurden Nerds oder Comicfans schief angeschaut. Heute ist das salonfähig. Man trifft in der Szene auch Persönlichkeiten. Wolfgang Bahro alias Jo Gerner aus GZSZ ist ein großer Comicfan. Ich traf ihn schon öfter auf Messen an unserem Stand. Die Comicverfilmungen, die guten von Marvel und die nicht so guten von DC, tragen natürlich auch dazu bei, dass Comics was Normales geworden sind.

Inter.Vista, Andy Lotz, Foto: Nadine Janetzky

Inter.Vista, Andy Lotz, Foto: Nadine Janetzky

Gibt es in Magdeburg viele Fans?
Genug, dass wir uns hier seit 20 Jahren halten können.

Wie kamst Du auf die Idee, den Laden zu gründen?
Man muss Fan sein. Nach der Wende kam ich gerade von der Armee und wollte mich unbedingt selbstständig machen. Damals als Imker. Das fand ich ganz toll. Zu DDR-Zeiten konnte man damit richtig Geld verdienen, aber nach der Wende nicht mehr. Das verwarf ich dann. Danach wollte ich eine Videothek aufmachen, aber es gab zu viele. Irgendwann war ich im Triplebookshop in Hannover und dachte mir: Mensch, so ein Laden isses. Im September 1990 zog ich dann nach Mannheim wegen der Arbeit. Da gab es einen Laden, der hieß Fantasy Forrest. Gibt’s heute leider nicht mehr. Der war richtig cool. Da habe ich ein paar Jahre lang mein Geld ausgegeben. Irgendwann kam ich zurück nach Magdeburg und so ist das hier entstanden.

»Früher war das der erste Fruchthof, da konnte man in der DDR mit Glück Bananen erhaschen. Wenn sie keine hatten, lagen welche aus Plastik da.«

Wie ging’s los?
Die ersten Anime liefen ja erst 1995 im deutschen Fernsehen. Wir fingen damals in Sudenburg an, hinter der Ambrosiuskirche. Das war eher ein Rollenspiel-Laden. 1996 kamen dann die ersten Verlage. Damals gab es noch den Dino-Verlag, der Superman herausbrachte und später Batman. Und die Verlage Carlsen und Ehapa. Ehapa hatte Sailor Moon und Ranma ½ und Carlsen hatte Dragon Ball. Wir waren der einzige Laden in Magdeburg, der das ständig im Programm hatte. Die normalen Buchläden sagten, ›so einen Scheiß legen wir uns nicht hin‹. Unser Laden war eher düster, trotzdem haben sich auch die Mädels reingetraut, weil sie wussten, bei uns gibt’s Sailor Moon.

Eine Zeit lang wart Ihr bei der Krügerbrücke.Wann seid Ihr in den aktuellen Laden gezogen?
2013. Wir hatten damals 400 Quadratmeter. Das war teilweise ein Jugendclub. Wir hatten so viel Platz, dass die Jugendlichen dort spielen konnten (Rollenspiele, Anm. d. Red.). Aber das rechnete sich nicht mehr, nachdem der Vermieter wechselte. Wir sind dann hier rein. Der alte Laden ist jetzt ein Parkplatz. Früher war das der Fruchthof, da konnte man in der DDR mit Glück Bananen erhaschen. Wenn sie keine hatten, lagen welche aus Plastik da.

Glaubst Du, dass Manga und Comics noch weiter in die Popkultur integriert werden?
Auf jeden Fall. Die Genres und Videospiele wachsen zusammen. Normale Leute, Banker und so zocken ihre Spiele und wollen den Comic dazu lesen. Comics gibt’s ja jetzt auch als E-book, aber ich finde man muss Papier zwischen den Händen haben und umblättern.

Inter.Vista, Andy Lotz, Foto: Nadine Janetzky

Inter.Vista, Andy Lotz, Foto: Nadine Janetzky

Was verkauft sich denn momentan besonders gut?
Vor ein paar Jahren machte DC einen Cut und fing neu an. Seitdem läuft DC echt gut. Also Batman und Superman und so.

Das Comic-Kombinat ist mit für die Contaku zuständig. Wie kam es zu dieser eigenen Convention?
Wir sind oft auf Conventions unterwegs. Anfangs arbeiteten wir mal mit dem City Carré zusammen. Da konnten die Leute umsonst rein. Dann hatten wir den großen Laden, der jetzt ein Parkplatz ist. Da konnten wir eine Convention machen. Jetzt sind wir im Moritzhof, der ist natürlich
super.

Wie wird die Convention von den ›normalen‹ Magdeburgern angenommen?
Ältere Menschen fragen mich öfter, was denn hier los sei. Dann erkläre ich ihnen das. In Kassel zum Beispiel, wo die größte Convention stattfindet, wissen das viele schon. Eigentlich wird es gut angenommen. Was stört ist der Müll. Aber welche Veranstaltung macht keinen Müll? Und es wird immer hochgehalten, dass die Fans sich nicht prügeln.

Hast Du schon mal selber gecosplayt?
Ja natürlich. Darth Vader. (lacht) Wen sonst? Ich bin ein bisschen beleibter und habe auch schon Fred Feuerstein gecosplayt. Der kam ziemlich gut an, und Homer Simpson war ich auch schon, inklusive gelber Haut. Das war schlimm. (lacht) Ich werde mir nie wieder im Sommer das Gesicht anmalen. Captain Picard kriege ich gut hin. Vor allem jetzt, wenn mir die Haare ausfallen, ist das super. Und ich habe die Jacke, die nur der Captain trägt. Habe ich extra von einer Schneiderin anfertigen lassen. Vor 20 Jahren hätte ich das selbst genäht. Ich versuche immer etwas zu machen, was nicht aus der Mangaszene stammt. Da wird penibel drauf geachtet. Wenn Cosplayer ein Bild online stellen und der Scheitel ist zur falschen Seite gezogen, dann werden die da teilweise echt runtergemacht. Das ist schon sehr eigen.

Was sind Deine Pläne für zukünftige Cosplays?
Ich hab immer Ideen. Meistens ist es kurz vor der Contaku und mir fehlt die Zeit. Dann wird es doch wieder Captain Picard.

»Ältere Menschen fragen mich öfter, was denn hier los sei. Dann erkläre ich ihnen das.»

Gibt es in Magdeburg einen Ort, an dem man gut Cosplayfotos shooten kann?
Ja, kommt auf den Charakter an. Der Dom ist immer ein super Hintergrund, die Lukasklause, alte Industriegebäude oder die Hubbrücke. Wenn man etwas Militärisches macht, ist Metall im Hintergrund gar nicht verkehrt.

Der Laden ist im Umkreis von über 200 km der größte seiner Art. Merkt Ihr das an der Kundschaft?
An Wochenenden oder zu Feiertagen. Vor allem, wenn älteres Publikum sich beraten lässt, was sie ihren Kindern schenken könnten.

Was ist Dein Lieblingsort in Magdeburg?
Schwere Frage. Wenn ich Freunden Magdeburg zeige, dann gehe ich immer an der Elbe entlang. Also Dom und Fürstenwall, da bin ich aufgewachsen. Inzwischen wohne ich außerhalb von Magdeburg. Ich bin meistens zum Essen unterwegs. Aber ganz klar: Magdeburg und die Elbe gehören zusammen.

Februar 2017
Interview aus INTER.VISTA 4

Vista.Schon?
Andy Lotz, Jahrgang 1971 und gebürtiger Magdeburger, ist Besitzer des Ladens Comic-Kombinat. Seit nunmehr 20 Jahren verkauft er Comics, Mangas und allerlei Merchandise. Früher träumte er davon, Elektriker zu werden und absolvierte auch eine Lehre in diesem Bereich. Nach eigenen Angaben hat er schon alle Sushi-Läden in Magdeburg getestet und favorisiert das Sakura am Hasselbachplatz. Magdeburg beschreibt er als eine Stadt mit viel Geschichte.

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