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Carolin Goldmann

Betritt die 28-Jährige einen Stoffladen, ist sie in einer anderen Welt. Die Designerin Carolin Goldmann wusste seit ihrem ersten Disney-Film, dass sie Kleider entwerfen möchte. Mit Ehrgeiz und Durchhaltevermögen hat sie ihr Label Lady Caro Lynn bereits mit 21 Jahren gegründet. Inter.Vista erzählte sie im Gespräch, warum sie beinahe von einem Bus überfahren wurde und wie es dazu kam, dass sie für Micaela Schäfer ein Kleid aus Videobändern entwarf.

Interview und Fotos: Nathali Söhl und Kevin Grabowski

Du hast vor Kurzem geheiratet. Wie sah Dein Hochzeitskleid aus? Hast Du es selbst entworfen?
Ja, das habe ich in der Tat selbst gemacht. Es war sehr aufregend, da ich sonst immer für andere nähe und deren Wünsche umsetzen darf. Dieses Mal konnte ich allerdings ein Kleid nach meinen Vorstellungen nähen und dafür habe ich natürlich ganz tolle Spitze, Diamanten und Perlen verwendet. Mein Kleid war am Oberteil eng anliegend und der Rock dann ganz weit ausgestellt, mit sehr viel Tüll und hinten zum Schnüren.

Weißt Du noch, was Dein Mann beim ersten Date anhatte?
Eine Jeans und einen grau-orange gestreiften Pullover. Komischerweise kann ich mich an solche Dinge immer erinnern.

Hat sich sein Kleidungsstil durch Dich verändert?
Ja. Als wir uns kennenlernten war er 18 und ich 19 Jahre alt. Seit fast zehn Jahren sind wir nun zusammen, das prägt natürlich. Mir hat aber schon immer gefallen, was er getragen hat. Frauen achten ja sehr auf solche Dinge.

Was sind denn für Dich modische No-Gos?
Jeder hat ja seinen eigenen Geschmack und soll tragen was er möchte. Aber ich finde es nicht so schön, wenn man lange Leggings und darüber kurze Hosen trägt.

Seit wann wusstest Du, dass Du Designerin werden möchtest?
Also das ist eigentlich eine von diesen typischen Geschichten. Soweit ich mich zurückerinnern kann, habe ich mit vier Jahren diese ganzen typischen Disney-Filme gesehen. Besonders als Belle aus Die Schöne und das Biest in diesem gelben Kleid die Treppe runterkam, dachte ich, sowas möchte ich auch können. So ein Kleid nähen und entwerfen. Im Sommer, wenn meine Freunde draußen spielten, habe ich drinnen gemalt und Kleider entworfen. Aus Taschentüchern bastelte ich sogar Kleider für meine Barbie-Puppen. Ich war so ein richtiger Stubenhocker. Man musste mir nur Stift und Block geben, um mich glücklich zu machen. Seitdem wusste ich, dass ich in diese Richtung gehen möchte.

»Es ist manchmal so, als wäre ich süchtig.« 

Wann hast Du Deine erste Nähmaschine bekommen?
Relativ spät, erst mit 16 Jahren. Meine Eltern waren zuerst ein wenig skeptisch. Doch von da an saß ich eigentlich nur noch an der Nähmaschine.

Hast Du Kinder?
Ja, ich habe einen dreijährigen Sohn.

Machst Du seine Kleidung auch selbst?
Ich habe leider nicht so viel Zeit, um für meinen Sohn oder mich zu nähen. Wenn ich Stoffe kaufen gehe, sucht er sich manchmal auch etwas aus. Neulich hat er sich einen Stoff mit Minions ausgesucht. Daraus habe ich eine Hose und eine Mütze gemacht.

Warum heißt Dein Modelabel nicht Carolin Schmidt beziehungsweise Goldmann, sondern Lady Caro Lynn?
Schmidt heißt ja nun jede zweite Person. Wenn man das im Internet eingibt, kommen tausende Ergebnisse. Ich wollte einfach etwas Anderes. Als ich klein war, habe ich sehr gerne Alfgeguckt und die Tochter in der Serie hieß Lynn. Diesen Namen fand ich toll und habe ihn einfach in mein Label mit einfließen lassen. Ich habe mein eigenes Logo entworfen. Lady habe ich nur vor den Namen gesetzt, weil ich größtenteils Frauensachen entwerfe und nähe. London, Paris und Berlin sind bekannte Modestädte.

Warum bist Du in Magdeburg geblieben, wo Berlin doch gleich um die Ecke ist?
In Berlin gibt es an jeder Ecke Modedesigner. Außerdem liebe ich meine Heimatstadt. Hier bin ich geboren und aufgewachsen. Ich genieße es zu reisen, aber ich freue mich immer wieder, in meine kleine Heimatstadt zurückzukehren. Man ist schnell von einem am anderen Stadtende. Das gefällt mir. (lacht)

Du hast den Nachwuchsunternehmerpreis mit 21 Jahren bekommen. Worin liegt Dein Erfolgsgeheimnis?
Anfangs hatte ich viel Glück und meine Eltern haben mich sehr unterstützt. Nun mache ich das schon seit acht Jahren. Ich bin, wie ich bin. Selbstständig sein heißt, dass man wirklich selbst und ständig arbeiten muss. Wenn mein Kind im Bett liegt, dann nähe ich auch mal bis Mitternacht. Es gibt natürlich auch mal Tage, an denen ich meine Nähmaschine ruhen lasse und entspanne. Das muss auch mal sein.

Du hattest durch diesen Preis unter anderem ein Stipendium in London erhalten. Wo warst Du?
Das Label hieß From Somewhere. Die Modedesignerin ist Italienerin und lebt nun in England. Wir nähten und entwarfen Sachen, die später in London und Tokio auf der Fashion Week gezeigt wurden. Diese Arbeit war toll, aber schnell merkte ich, dass es Zeit wurde, wieder mein eigenes Ding zu machen. Ich konnte dort zwar auch Ideen umsetzen, aber mir tat es schon ein wenig weh, dass an den Kleidern ein anderer Name stand. Dieses halbe Jahr ging so schnell rum, es war dann gut, wieder meine eigenen Projekte anzugehen.

Braucht man ein gutes Zeitmanagement für diesen Beruf?
Ja. Wir waren Anfang Mai fünf Tage an der Ostsee und ich musste meinem Mann versprechen, keine Arbeit, keine Stifte und kein Buch mitzunehmen. Perlen durfte ich auch nicht annähen. Es ist manchmal schon so, als wäre ich süchtig. Zu Hause habe ich mich sofort wieder an die Nähmaschine gesetzt.

Was machst Du gerne, wenn die Nähmaschine mal aus ist?
Ich liebe es, Zeit mit meiner Familie zu verbringen und mit meinem Hund Gassi zu gehen. Wir gehen auch gern ins Kino und Essen.

Welches ist Dein Lieblingsrestaurant in Magdeburg?
Das Qilin ist toll. Dann gehen wir noch gerne ins Berner and Brown oder ins Magado. Da gehen wir essen, bevor wir dann ins Kino gehen. (lacht)

Inter.Vista, Carolin Goldmann, Foto: Nathali Söhl, Kevin Grabowski

Inter.Vista, Carolin Goldmann, Foto: Nathali Söhl, Kevin Grabowski

Du arbeitest sehr viel mit Micaela Schäfer zusammen. Wie kam es dazu?
Ich weiß, sie polarisiert. Ich finde sie einfach witzig, frisch und locker. Bei Germany’s Next Topmodel ist sie mir aufgefallen, weil sie da schon so knappe Sachen anhatte. Und als sie im Dschungelcamp war, dachte ich mir, wenn sie jetzt schon so polarisiert dann wird sie danach ständig in der Presse sein. Ich schickte ihrem Management ein paar Entwürfe und sie rief mich dann tatsächlich an. Mein erstes Kleid für sie war das Video­bandkleid, das sie auf der Men in Black-Premiere anhatte. Damit ist sie sehr aufgefallen. Sogar in Amerika und England schrieb man darüber. Positiv und negativ, aber das war Sinn und Zweck dieser Sache: Werbung.

Wie ist die Idee zu diesem Kleid entstanden?
Ich hatte eigentlich andere Kleider vorbereitet. Aber von meinem Nachbarn bekam ich alte Videokassetten und fing dann an, die Bänder rauszuziehen. Ich nähte darauf ein Taillenband und Oberteil zusammen. Bevor ich zu ihr fuhr, war ich mir noch unsicher. Ich habe es dann aber einfach mitgenommen. Sie war davon begeistert. Durch das Kleid war sie häufig in der Presse zu sehen.

»Selbstständig heißt, dass man wirklich selbst und ständig arbeiten muss.«

Worin unterscheidet sich die private Micaela von der im Fernsehen?
Eigentlich ist sie ein ganz normaler Mensch. Sie ist klug und redet ganz normal. Sobald die Kamera läuft, spielt Micaela ihre Rolle. Ich bin ihr sehr dankbar dafür, dass sie oft meine Kreationen trägt. Es ist ja bei ihr auch nicht so einfach, sie dazu zu bringen, mal etwas anzuziehen. (lacht) Das ist nicht selbstverständlich, da die Designer bei ihr Schlange stehen.

Arbeitest Du sonst noch mit anderen bekannten Persönlichkeiten zusammen?
Sara Kulka lief in Berlin für mich auf einer Modenschau anlässlich der Fashion Week.

Gibt es noch weitere Personen, die Du gerne einkleiden möchtest?
Heidi Klum oder Helene Fischer wären nicht schlecht. Bei letzterer habe ich schonmal angefragt. Da kann man natürlich nach den Sternen greifen. Ansonsten noch die Vier von Sex and the City. Die Serie liebe ich ja auch. Herzogin Kate wäre natürlich toll, aber da ranzukommen ist so gut wie unmöglich.

Was inspiriert dich?
Ich muss nur in einen Stoffladen gehen und schon entwickeln sich zehn verschiedene Kleider in meinem Kopf. Sobald ich dann zu Hause bin, zeichne ich die Ideen in mein Buch. Einmal, kurz bevor ich meine letzte Kollektion Peppermint Grey beendete, entdeckte ich einen so tollen Stoff, dass ich sofort eine Hose mit einem besonderen Schnitt vor Augen hatte. Bis nachts um drei habe ich den Schnitt entworfen und diese Hose genäht. Das Lustige daran war, dass sie, noch bevor sie auf dem Laufsteg war, verkauft wurde. So etwas hatte ich noch nie. (lacht)

»Durchhaltevermögen, Geduld und Biss muss man haben.« 

Wo kaufst Du am liebsten Stoff?
Bei Karstadt gibt es ab und zu schöne Stoffe, außerdem kaufe ich meine Spitze für Brautkleider bei der Stofferie Pelamenti oder im Internet, da habe ich auch ein paar tolle Lieferanten. In Berlin bin ich ebenfalls regelmäßig, um Stoffe zu kaufen. Mein absolutes Highlight ist ein Stoffladen in London. Nach meinem ersten Besuch war ich noch so in Gedanken vertieft und von den Stoffen wie benebelt, dass ich fast von einem Bus überfahren wurde.

Wie hat sich Magdeburg modisch verändert?
Stoffläden schießen momentan wie Pilze aus der Erde. Kleider sind so ein Hype geworden. Manche Abiball­kleider sind halbe Hochzeitskleider. Neulich wollte eine Mutter bei einem Auftrag für ein Jugendweihekleid vorab ein Foto von dem bunt karierten Stoff, damit sie die Tischdecke, die Torte und die Einladungen auf das Kleid abstimmen konnte.

Was sind Deine zukünftigen Projekte?
Ich arbeite jetzt mit der Stiftung Kinderherz zusammen und entwerfe dafür eine Kinderkollektion. Von jedem verkauften Kleidungsstück gehen 20 Prozent an die Stiftung. Ich kann es kaum erwarten, loszulegen.

Interview aus INTER.VISTA 2

 

Vista.schon?
Carolin Goldmann ist 1987 in Magdeburg geboren. 2008 gründete sie nach ihrem Abschluss ihr Modelabel Lady Caro Lynn. Nur ein halbes Jahr später erhielt sie den Nachwuchsunternehmerpreis und ein Stipendium, womit sie nach London ging. Wenn sie nicht an der Nähmaschine sitzt, hält sie sich am liebsten im Stadtpark oder im Nordpark auf, wo sie schon als Kind mit ihrer Großmutter spazieren ging. Mit Magdeburg verbindet sie die Begriffe Heimat, Freunde und Grün.

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