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Matthias Musche

Als Profi und leidenschaftlicher Sportler gehört Matthias Musche übrigens auch zu den Studenten Magdeburgs. Inter.Vista erzählt er, wie er mit Prüfungen umgeht und was er Sportmuffeln rät. Dass seine größte Schwäche die Unpünktlichkeit sei, haben wir bei unserem Treffen auch gemerkt. Ursache war jedoch ein randvoller Terminkalender. In einem kurzen und knackigen Interview in einer Sudenburger Sporthalle verriet er uns auch noch, was seine liebsten Magdeburger Orte sind.

Interview und Fotos: Jana Bierwirth und Patricia Rocha Dias

  

Hast Du schon mal verkatert gespielt?
Nein, das würde ich auch nicht machen. In der Bundesliga sollte man das sein lassen, aber sicherlich ist das schon mal bei einem Freundschaftsspiel in der A-Jugend vorgekommen.

Du bist schon mit acht Jahren zum SCM gegangen. Was fasziniert Dich so an Handball?
Meine Eltern und mein Opa haben schon Handball gespielt, weswegen ich relativ früh mit diesem Sport in Verbindung kam. Mich fasziniert die Schnelligkeit im Sport. Man braucht Kraft, Ausdauer und Beweglichkeit. Außerdem benötigt man ein bisschen Köpfchen, denn Spiele werden ja oftmals im Kopf entschieden.

Machst Du auch noch anderen Sport?
Im Sommerurlaub muss man sich ja ein bisschen fit halten und da versuche ich immer ganz viel andere Sachen zu machen, wie Tischtennis, Beachvolleyball, Basketball oder Fußball. Ich möchte ab und zu einfach neue Eindrücke sammeln.

Hast Du besondere Rituale vor einem Spiel?
Nein, nichts Spezielles. Ich bin nicht so der Ritualtyp, aber wir haben Mannschaftsrituale. Knapp zwei Stunden vor dem Spiel treffen wir uns und dann geht’s los. Aber eigentlich beginnt das schon zwei Tage vorher, wenn wir Videoaufnahmen analysieren und trainieren. Das ist immer der gleiche Ablauf. Vor dem Spiel trinke ich immer eine Cola im VIP-Raum.

Welche besonderen Eigenschaften machen Dich auf dem Spielfeld unentbehrlich?
Leidenschaft und Emotionen.

Du kommst ja viel rum. Was kriegst Du vom Ruf mit, den Magdeburg hat? Ist ja leider nicht der allerbeste.
Den besseren Vergleich haben Spieler, die nun woanders spielen, weil die tatsächlich in anderen Städten leben. Das war bei mir noch nicht der Fall. Ich war zweimal für ein paar Monate in Schwerin. Aber da hörte ich nur Gutes über Magdeburg.

»Vor dem Spiel trinke ich immer eine Cola im VIP-Raum.«

Was machst Du wenn Deine aktive Laufbahn zu Ende geht?
Ich studiere jetzt noch Sportwissenschaften und möchte mir die Türen offenhalten, um auch weiterhin im Sport bleiben zu können. Was ich dann wirklich nach meiner Karriere mache, weiß ich noch nicht genau. Ich hoffe, dass ich noch zehn Jahre Zeit habe, um darüber nachzudenken.

Könntest Du Dir denn vorstellen mal als Trainer tätig zu sein?
Ja, aber das ist noch zu weit weg. Ich könnte mir allerdings auch vorstellen, als Polizist zu arbeiten. Mittlerweile kann man sich in Sachsen- Anhalt bis zum 34. Lebensjahr bewerben. Wenn ich mit 33 Jahren aufhöre, wäre das noch möglich. Aber da gibt es bestimmt noch einige Optionen.

Inter.Vista, Matthias Musche: Spieler beim SCM, Mitglied der Nationalmannschaft, Foto: Jana Bierwirth, Patricia Rocha Dias

Inter.Vista, Matthias Musche: Spieler beim SCM, Mitglied der Nationalmannschaft, Foto: Jana Bierwirth, Patricia Rocha Dias

Du warst bei der Handball-WM in Katar für die Bank geplant. Einen Tag vorher wurde Dir mitgeteilt, dass Du doch spielst. Wie bist Du damit umgegangen?
Ich habe während des Turniers die erste Woche komplett auf der Bank verbracht und musste mir erst mal ein paar Spiele angucken. Als mir gesagt wurde, dass ich spielen soll, habe ich mich natürlich riesig gefreut. Ich war auch ein bisschen nervös, aber auf jeden Fall war ich heiß und wollte ein gutes Spiel machen.

Kennst Du Stefan Kretzschmar eigentlich persönlich?
Ja. Wir haben schon öfter gequatscht. Wir hatten mal einen Mannschaftsabend in Leipzig, den er für uns arrangierte. Er war mit dabei und so kamen wir mal außerhalb der Halle ins Gespräch.

Und macht Ihr auch mal eine Kneipentour?
Mal so, mal so. Wenn es zeitlich passt und wir mal zwei Tage frei haben, dann geht’s auch schon mal ab.

Was sind Deine Ziele? Eher ein Haus oder eine Weltreise?
Beides. Aber da muss ich noch ein bisschen sparen.

Wenn Du an Deine Kindheit denkst, was kommt Dir als erstes in den Sinn?
Ganz viel. Der Wechsel auf das Sportgymnasium war schon ein großer Schritt. Bis ich die Grundschule verließ bin ich aus meinem ›Dorf‹ nie raus gekommen. Die lag nur 200 Meter von meinem Haus entfernt. Ich hatte meine Freunde und Familie dort. Mit elf kam ich dann auf das Sportgymnasium. Da habe ich viele neue Leute kennengelernt.
Was würdest Du heute Deinem ›achtjährigen Ich‹ raten wollen?
Das ist eine gute, aber auch schwere Frage. Ich würde ihm raten, am Ball zu bleiben und immer gut zu Familie und Freunden zu sein.

Gibt es etwas, was Du bereust und gern korrigieren würdest?
Es gibt bestimmt Sachen, die ich heute vielleicht anders machen würde. Aber das passt schon alles ganz gut. Den einen oder anderen Streit mit meiner Schwester würde ich umgehen. Aber das gehört wahrscheinlich auch dazu.

Hast Du denn jetzt ein gutes Verhältnis zu Deiner Schwester?
Ja. Wir wohnen in einem Haus. Sie hat die obere und ich die untere Wohnung mit einem gemeinsamen Hof. Mittlerweile streiten wir gar nicht mehr. Früher, als ich zehn und sie 17 Jahre alt war, da hat es schon manchmal gekracht. Jetzt, da wir beide erwachsen sind, ist alles entspannt.

Was ist Deine größte Schwäche?
Manchmal Unpünktlichkeit. Ansonsten gibt es einige Kleinigkeiten, die man sicherlich noch verbessern kann.

Wie sieht‘s mit Schokolade aus?
Esse ich überhaupt nicht. Auch keine Chips.

Also achtest Du schon sehr auf Deine Ernährung?
Ich versuche natürlich gesund zu essen, aber es ist nicht so, dass ich einen Ernährungsplan habe. Wenn ich nach zwei Monaten gesunder Ernährung mal Lust auf Mc Donalds habe, dann ist das auch mal drin.

Bist Du Pessimist oder Optimist?
Optimist. Ich denke vor einem Spiel immer, dass wir gewinnen und mache mich nicht vorher schon verrückt.

Kannst Du Deinen Optimismus auch auf das Studium beziehen?
Ja, wenn eine Prüfung anliegt zum Beispiel. Ich traf mich früher immer mit einem Kumpel, einem alten Mitspieler, zum Lernen. Er studiert das Gleiche wie ich. Vor den Prüfungen war er ziemlich angespannt, obwohl er top vorbereitet und um Klassen besser war als ich. Aber ich war halt der Entspanntere.

»Ich glaube , dass die Leute hier sportverrückt sind.«

Wie organisierst Du Dein Training während der Prüfungszeit?
Genauso. Optimistisch. Wir haben zweimal am Tag Training und dazwischen ist Uni. Dieses Jahr wird es so sein, dass wir während der Prüfungszeit im Trainingslager in Halberstadt sind. Ich werde dann einen Vormittag zurück nach Magdeburg fahren, meine Prüfung schreiben und dann wieder ins Trainingslager zurückkehren.

Inwiefern kommt Dir die Uni dabei entgegen?
Es gibt einen Sonderstudienplan, den ich mir mehr oder weniger selbst zusammenstellen kann. Wenn ich beispielsweise montags eine Vorlesung um 17 Uhr hätte, würde ich es nicht zum Training schaffen. Da findet sich immer eine Lösung, beispeilsweise die Kurse ein Semester später zu machen.

Was glaubst Du, wann Du mit dem Studium fertig bist?
Gute Frage. Ich studiere ja jetzt schon eine gefühlte Ewigkeit. Seit 2011. Dazwischen hatte ich allerdings eine Pause, denn wir spielten im Sommer die Junioren-WM. Zu der Zeit schrieb ich keine Prüfung mit. Dann ging ich nach Schwerin und konnte ein Jahr nicht weiter studieren. Dadurch zieht sich das in die Länge. Ich hoffe, dass ich bald fertig bin, aber eine Zeitangabe kann ich nicht machen.

»Ich denke vor einem Spiel immer, dass wir gewinnen.«

Inter.Vista, Matthias Musche: Spieler beim SCM, Mitglied der Nationalmannschaft, Foto: Jana Bierwirth, Patricia Rocha Dias

Inter.Vista, Matthias Musche: Spieler beim SCM, Mitglied der Nationalmannschaft, Foto: Jana Bierwirth, Patricia Rocha Dias

Dein Herz schlägt für den SCM, aber schlägt Dein Herz auch für die Stadt?
Natürlich, auch für die Stadt. Ich habe hier viele Freunde und Familie. Die Stadt ist wunderschön mit der Elbe und dem Dom. Ich glaube, dass die Leute hier sportverrückt sind. Das finde ich cool. Ich war schon beim Basketball, Fußball sehe ich ständig und neulich habe ich einem Kumpel beim Kickboxen zugeguckt. Der Hasselbachplatz ist auch super. Ich gehe gern mit meiner Freundin in ein Restaurant. Auch da hat man eine gute Auswahl.

Was bist Du für ein Beziehungstyp?
Soll ich meine Freundin mal kurz anrufen, ob sie uns da helfen kann? (lacht) Ich denke, dass ich zuhause sehr ruhig bin, obwohl ich glaube, dem würde sie nicht so ganz zustimmen. Meine Energie lasse ich beim Training raus. Ansonsten bin ich lieb und nett.

Was ist für Dich typisch magdeburgerisch?
Mir wurde mal gesagt, dass die Leute hier sehr direkt sind. Egal wo du hinkommst, sie sagen dir, was ›Phase‹ ist. Ich weiß nicht, ob das so stimmt. Ich bin ja noch nicht so viel aus Magdeburg rausgekommen.

Was bedeutet für Dich Heimat?
Freunde und Familie.

Was könnte in Magdeburg noch besser sein?
Vielleicht mehr coole Shoppingläden zu haben, so wie in Berlin? Wir waren neulich mit der Mannschaft in Berlin und hatten eine Unterkunft mitten in der Stadt. Wir hatten Zeit, einen Spaziergang zu machen und es gab ›eine Million‹ Geschäfte, wo man alles findet. Das Gefühl habe ich in Magdeburg nicht immer. Man kann hier nicht für alles mal eben kurz losfahren und es in der Stadt besorgen. Das ist in Berlin anders. Nichtsdestotrotz würde ich dort nie wohnen wollen, weil die Stadt einfach viel zu groß ist. Eigentlich stört mich nichts an Magdeburg.

Gibt es einen speziellen Ort in dieser Stadt für Dich?
Hasselbachplatz. Im Liebig oder im M2 sitzen wir gerne mal nach einem Spiel. Den Barleber See mag ich auch.

Also würdest Du den Barleber See dem Neustädter See vorziehen?
Ja, aber nicht, weil ich den Barleber See schöner finde. Die nehmen sich da beide nichts. Mein Freundeskreis geht immer zum Barleber See, also gehe ich mit.

»Eigentlich stört mich nichts an Magdeburg.«

Wie gehen Deine Kommilitonen damit um, dass Du in der Handball-Bundesliga spielst?
Manche sind sogar ab und zu beim Spiel. Und in der Uni hatten wir Handball als Vorlesung. Da haben mich schon einige drauf angesprochen, weil ich das natürlich besser kann als die Fußball-Studenten.

Wurdest Du von denen schon mal nach einem Autogramm gefragt?
Nein, das nicht.

Was rätst Du Sportmuffeln?
Besiegt den inneren Schweinehund. Es ist ja oft so, dass man keine Lust hat. Gerade bei gutem Wetter, was ich auch absolut nachvollziehen kann. Aber dann muss man sich aufrappeln und es durchziehen.

Also fällt es Dir bei gutem Wetter auch schwer?
In der Halle geht es, aber wenn wir im Sommer draußen Training haben, ist es schon schwer. Bei über 30 Grad fällt einem jede Bewegung schwer.

Mai 2017
Interview aus INTER.VISTA 4

Vista.Schon?
Matthias Musche ist am 18. Juli 1992 in Magdeburg geboren. Seine Position beim SCM ist links außen. Neben seinem Verein ist er auch Mitglied der Nationalmannschaft und spielte 2015 bei der WM in Katar. Das Team erreichte dort den 7. Platz. Er lebt in der Landeshauptstadt und beschreibt sie als schön, belebt und direkt.

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