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Nils Klebe

Breakdance ist seine Leidenschaft. Er hat sein Hobby zum Beruf gemacht. Nils Klebe ist seit 1999 Tänzer der erfolgreichen Magdeburger Breakdance Crew Da Rookies und gründete die Movement Dance AcademyInter.Vista erzählt er, was ihn fit hält, warum er nicht auf seine Ernährung achtet und ob die Magdeburger gute Tänzer sind. Außerdem arbeitet er an einem Mammutprojekt für Magdeburg.

Interview und Fotos: Greta Haberstroh

Wie viele Paar Sneakers hast Du eigentlich?
Als Breakdancer sicherlich einige? 30 bis 40 Paar. Das ist quasi meine Sammlung. Relativ groß. Da wir von Puma gesponsert werden, bekommen wir im Monat drei bis vier Paar gestellt.

Wie würdest Du deinen Kleidungsstil beschreiben?
Eigentlich immer sehr sportlich, aber auch ein bisschen flippig. Es kommt auf die Veranstaltung an. Zuhause trage ich lieber Jogginghose, aber wenn ich abends weggehe, dann natürlich schicker.

Was begeistert Dich so am Breakdance?
Breakdance ist offen für alles. Man kann Breakdance mit Ballett verbinden, mit Drehungen aus dem Jazz- oder Modern- Bereich.

Wann und wie hat die Leidenschaft zum Breakdance begonnen?
Mein großer Bruder Daniel hat den Film Beat Street geschaut. Dabei beobachtete ich ihn heimlich und fand das ganz cool.
Wir haben unsere Linoleummatte im Keller ausgerollt, um es nachzumachen. Daraus entwickelte sich meine Leidenschaft zum Breakdance. Mit dem Tanzen habe ich mit 15 oder 16 Jahren angefangen, also relativ spät.

Inter.Vista, Nils Klebe, Foto: Greta Haberstroh

Inter.Vista, Nils Klebe, Foto: Greta Haberstroh

Was bedeutet Dir der Film?
Beat Street war der ausschlaggebende Punkt, mit dem Breakdancen anzufangen. Zu der damaligen Zeit war es was ganz besonderes, so was überhaupt mal zu sehen. Jeder, der mit Breakdance in Verbindung kam, hatte Beat Street gesehen.

Gibt es sonst Vorbilder oder Künstler, an denen Du Dich orientierst?
In meiner ›Generation Breakdance‹ ist der Tänzer Niels ›Storm‹ Robitzky ein Vorbild gewesen, der mich sehr beeinflusste. er hat in der TV-Sendung ZDF-Freestyle, Breakdance-Schritte erklärt. Damals gab es noch kein YouTube und Facebook. Wir mussten sehen, wo wir die ganzen Elemente lernen konnten. Da wurden noch VHS-Kassetten untereinander ausgetauscht.

Was meinten Deine Eltern, als Du mit Breakdance angefangen hast?
Zunächst waren alle begeistert, dass ich sportlich aktiv bin. Irgendwann kam es auch zu kleinen Auftritten in unserem Dorf. Die Älteren waren der Meinung, wir sollten doch mal was Vernünftiges machen. Irgendwann wollte ich das gerne beruflich machen. Also nicht mehr nur Gabelstapler fahren. Meine Eltern schüttelten mit dem Kopf, mein Chef kündigte mir meinen Job, weil ich mich dem Breakdance intensiv widmete. Danach zog ich aus dem kleinen Ort in die Weltstadt Magdeburg. (lacht) Hier wohnte schon der Großteil der Da Rookies. Hier konnten wir mehr erreichen.

Du hast Dein Hobby zum Beruf gemacht. Was gefällt Dir am meisten an Deinem Job?
Die künstlerischen Freiheiten. Ich muss nicht morgens um sieben Uhr auf der Arbeit sein und meine acht Stunden
runter reißen, sondern ich kann kreativ sein, reise viel in der Welt rum, lerne viele Leute kennen und erlebe tolle Veranstaltungen. Die Arbeit in der Tanzschule mit den Kindern bereichert mich sehr.

Möchtest Du das noch Dein ganzes Leben machen oder gibt es Alternativen?
Irgendwann werde ich nur noch Projekte managen, Tänzer vermarkten und künstlerischer Leiter der Gruppe sein.

»Ich bin ein typischer Fleischesser. Am liebsten esse ich eine schönes Rindersteak.«

Sind die Magdeburger gute Tänzer?
Magdeburg hat eine relativ starke Breakdance-Szene. Es gibt mehrere Gruppen und viele Tänzer. Allein in der Tanzschule tanzen über 150 Mitglieder Breakdance.

Gibt es ein besonders gutes Nachwuchstalent in der Tanzschule?
Unser Max. Der ist 15 Jahre alt und mit elf oder zwölf Jahren Deutscher Meister im Breakdance geworden. Er hat die RTL-Show Shooting Stars gewonnen und im  Kinofilm Dessau Dancer mitgespielt, der die Geschichte erzählt wie Breakdance damals aus den Staaten in die DDR kam. Wenn wir Talente haben, dann fördern wir sie und achten darauf, dass sie Aufmerksamkeit bekommen.

»Weil ich Breakdance tanze, muss ich nicht nur Breakdance-Musik hören.«

Was war Euer emotionalstes Ereignis mit den Da Rookies?
Wir sind mehrfach Welt- und Europameister und Deutscher Meister. Außerdem halten wir einen Weltrekord. Das erste Mal Weltmeister zu werden ist ein Gänsehautmoment. Bei der WM am Brandenburger Tor vor 1,2 Millionen Zuschauern zu tanzen oder der Auftritt beim Bundespräsidenten, das sind Highlights. Es gibt kaum einen Punkt auf der Erde, wo wir noch nicht waren. Aber der größte Erfolg ist, dass wir das schon seit über 18 Jahren machen können.

Wie ist es, vor so vielen Leuten zu tanzen? Hast Du Lampenfieber?
Lampenfieber ist immer da. Gerade auch wenn wir neue Shows kreieren oder choreografien zum ersten Mal vor Publikum tanzen. Aber wenn wir auf einer kleineren Veranstaltung tanzen, wo die
Leute dich fast anfassen können, dann ist die Nervosität größer.

Was ist Euer Geheimrezept für den Erfolg?
Jeder Tänzer muss stetig an sich arbeiten und ein Ziel vor Augen haben.  Ansonsten sind wir alle Kumpels, wir sind quasi wie eine Familie.

Wie sieht es mit Verehrerinnen und Fans aus?
Etwa bis 2009 wurden wir ein bisschen in diese ›Boygroup-Schiene‹ reingedrückt. Wir bekamen Fanbriefe, Autogramm- und Bilderwünsche und Kuscheltiere zugeschmissen. Es gab große Events, wie Radioveranstaltungen oder TV-Shows. Wir produzieren heute mehr Shows für Großkunden, weswegen sich der Markt für uns erweitert hat.

Wie ist es, sich selber auf Plakaten und in Musikvideos zu sehen?
Man gewöhnt sich dran. Es ist schon cool, in andere Städte zu kommen und in der Zeitung steht dann groß: Da Rookies. Oder Kids sprechen dich an, weil sie dich auf Plakaten gesehen haben. Man darf nicht vergessen, wir sind eigentlich eine ›kleine Tanzgruppe‹, die aber mit Weltherstellern wie Puma, Rockstar Energy und Teufel Lautsprecher zusammenarbeitet.

Das Wort Da Rookies bedeutet Anfänger. Wie seid ihr auf den Namen gekommen?
Es gab damals zwei Gruppen: The Real Fresh Crew und die Per Anhalt-Formation aus Magdeburg. Mein großer Bruder und ich waren Teil der Real Fresh Crew. Auf einer ostdeutschen Meisterschaft Ende der Neunziger freundeten wir uns an. Im Juli 1999 wollten beide Formationen zum Splash-Festival, aber da wir beide unvollständig waren, schlossen wir uns zusammen. Keiner wollte aber seinen Namen hergeben. Da wir am Tag der Meisterschaft neu waren nannten wir uns Rookies, also Anfänger. Daraus wurde dann Da Rookies. Heute hat sich der Name schon zu einer Marke entwickelt.

»Das erste Mal Weltmeister zu werden ist ein Gänsehautmoment.«

Welche Musik hörst Du privat?
Das, was angesagt ist und mir gefällt. Weil ich Breakdance tanze, muss ich nicht nur Breakdance-Musik hören. Am Strand höre ich gern Chillhouse und Deephouse. Aber ich mag auch deutsche Songs, beispielsweise von Revolverheld. Und natürlich HipHop.

Du bist 37, siehst aber noch sehr jung aus. Wie hälst Du Dich fit?
Danke, das macht das Cap. (lacht) Ich denke, es ist der Umgang mit jungen Menschen, der mich jung hält. Und es macht mir Spaß. Wer tanzt, muss auf die Linie achten.

Wie sieht’s in Sachen Ernährung aus?
Ich ernähre mich echt schlecht, trinke viel zu viel Cola. Ich bin ein typischer Fleischesser. Am liebsten esse ich ein schönes Rindersteak und gehe gern im Bralo essen. Wenn ich zu sehr auf die Ernährung achten müsste, würde mich das einschränken. Ich bin zu sehr Lebemensch.

Stehst Du morgens mit dem linken oder rechten Fuß auf? Wie läuft ein typischer Tag bei Dir?
Montags geht standardmäßig am meisten schief. Das schiebe ich dann immer auf den Wochentag. (lacht) Aber sonst bringe ich morgens meinen siebenjährigen Sohn Jamie in die Schule, danach mache ich Sachen für Da Rookies und ab 15 Uhr geht die Tanzschule los.

Tanzt Dein Sohn und tritt er in Deine Fußstapfen?
Nein, noch nicht. Aber vielleicht entwickelt sich das noch. (lacht)

»Von den Menschen her ist es hier wie auf dem Dorf und die Mentalität der Magdeburger passt einfach.«

Lassen sich Beruf und Familie gut vereinen?
Meine Frau Mandy und ich ergänzen uns gut. Wenn sie montags und dienstags in der Tanzschule ist, habe ich frei. Da kann ich dann mit meinem Kleinen umherzotteln. Mandy leitet auch das Da Rookies-Entertainment und macht die ganze Tourplanung. Ich bin derjenige, der die Ideen hat und voranschießt. Sie macht den Office-Kram. Das kann ich gar nicht, da bin ich zu sehr Künstler.

Inter.Vista, Nils Klebe, Foto: Greta Haberstroh

Inter.Vista, Nils Klebe, Foto: Greta Haberstroh

Was ist Euer nächstes Projekt?
Ein Mammutprojekt. Die Breakdance-Weltmeisterschaft mit dem größten Preisgeld von 25.000 Euro nach Magdeburg zu holen. Wir möchten es schaffen,
die besten Tänzer aus jedem Land ranzuholen. Ansonsten steht jetzt die Show Nussknacker in den Startlöchern. Wir werden sie nochmal umgestalten und neue Tänzer aufnehmen.

Bist Du abends eher erschöpft oder geht da noch was freizeitmäßig?
Manche Tage sind relativ stressig, zum Beispiel mittwochs oder donnerstags. Da habe ich vier Kurse am Stück und dann habe ich noch selber Training.

Wenn mal ein Filmabend ansteht, was läuft da?
Ich gucke gerne Horrorfilme, wie Resident Evil oder The Walking Dead, aber auch Fast and Furious oder Transformers. Hauptsache es passiert irgendwas.

Jeder hat Wünsche. Was möchtest Du unbedingt mal machen?
Dubai wäre eine reise wert. Mein persönlicher Traum ist es, einen krassen Videoclip mit der Gruppe auf dem Hub
schrauberplatz des höchsten Gebäudes, dem Burj Khalifa, zu drehen.

Ihr seid Vorreiter in Magdeburg gewesen. War die Stadt günstig für Eure Karriere?
In Berlin ist man nur einer von tausend. Da musst du schon ganz schön was bewerkstelligen, um gesehen zu werden. Magdeburg ist relativ übersichtlich. Von den Menschen her ist es hier wie auf dem Dorf und die Mentalität der Magdeburger passt einfach. Magdeburg ist auch in der Anbindung perfekt. Man ist relativ schnell an verschiedenen Flughäfen und an der Autobahn.

Fährst Du öfter Tram oder Fahrrad?
Fahrrad! Ich weiß gar nicht, wie man Tram fährt. (lacht)

Vermisst Du etwas in Magdeburg?
Eigentlich nur eine richtige Einkaufsmeile. Denn es spielt sich fast alles im Allee Center oder im City Carré ab.

Magdeburg hat ja nicht das beste Image. Begegnet Euch das manchmal auf Wettkämpfen?
Im Ausland eher weniger. Da heißt es oft: »Oh, du kommst aus Deutschland, ich liebe Deutschland«. In anderen Orten wird Magdeburg manchmal runtergeredet. Aber in den letzten Jahren eigentlich kaum noch.

Was hält Dich hier in der Stadt?
Auf jeden Fall die Menschen. Die Stadt ist langsam im Aufbruch und versucht, mit der Zeit zu gehen. Natürlich stößt das manchmal auch auf Ungunst, wie zum Beispiel der Tunnelbau. Jetzt meckern erstmal viele, aber wenn der Tunnel fertig ist, dann werden alle happy sein. Magdeburg wird in den nächsten zehn Jahren einen großen Sprung nach vorn machen. Davon bin ich überzeugt.

Juni 2017
Interview aus INTER.VISTA 4

Vista.Schon?

Nils Klebe ist 1979 im Ortsteil Pretzier in Salzwedel geboren und dort aufgewachsen. Bevor er professioneller Breakdancer wurde, war er nach seinem Realschulabschluss als Facharbeiter für Lagerwirtschaft tätig. 1999 schlossen sich die zwei Formationen The Real Fresh und Per Anhalt zu Da Rookies zusammen. 2002 zog Nils Klebe nach Magdeburg. Er mag die Elbe und beschreibt Magdeburg als Stadt im Aufbruch, grün und freundlich.

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