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Phillipp Müller

Phillipp Müller hat Benzin im Blut. Schon als Kind bretterte er über die Rennstrecken Deutschlands. Heute ist der 28-Jährige ein erfolgreicher Geschäftsmann. Vor sieben Jahren gründete er Motion Drive und vermietet seitdem europaweit Luxussportwagen an waghalsige Rentner und normale Bürger. Was er an Magdeburg liebt, wie die Umweltbewegung Einfluss auf sein Geschäft nimmt und was ein Rennsimulator an Vorzügen bereithält, erzählt der Autoliebhaber im Gespräch mit Inter.Vista.

Interview und Fotos: Sarah Götz 

Welches Auto fahren Sie privat? Einen Lamborghini oder einen Porsche? 
(Lacht) Keines davon. Ich fahre einen Dienstwagen von BMW, der ist günstiger. Im Gegensatz zu unseren Mietfahrzeugen ist das ein Diesel. Ich besitze aber eine rote Corvette von Chevrolet, mein »Schätzchen«. Das war ein Traum, den ich mir erfüllt habe. Ich fahre damit zwei, drei Mal im Jahr bei schönem Wetter. Für mehr habe ich leider nicht die Zeit, aber ab und zu nehmen wir sie auch mal mit auf ein Event. 

Was haben Sie studiert, und wo?
Ich habe Wirtschaftsingenieurwesen mit der Fachrichtung Maschinenbau studiert, zuerst an der Otto-von-Guericke-Universität, dann an der Hochschule Magdeburg-Stendal. 

Warum haben Sie das Studium abgebrochen?
Ich wollte mich selbst verwirklichen. Ich wollte meine Geschäftsidee Motion Drive in die Tat umsetzen. Komplett aufgehört zu studieren habe ich aber nicht, ich bin berufsbegleitend zu Betriebswirtschaftslehre gewechselt. Irgendwann kam das schlechte Gewissen. Der Betrieb ist schneller gewachsen, als ich mir das vorstellen konnte. Mittlerweile habe ich meine   Bachelorarbeit geschrieben. Sie muss noch überarbeitet werden, aber sie ist fertig geschrieben. 

Inter.Vista, Philipp Müller, Foto: Sarah Götz

Inter.Vista, Philipp Müller, Foto: Sarah Götz

Warum wollen Sie gerade in Magdeburg Luxusautos vermieten
Magdeburg war eine Marktlücke. Es gab keine Konkurrenten, niemand machte etwas Ähnliches. Ursprünglich war ich mit einer anderen Idee selbstständig. Daraus habe ich den Gewinn genommen und mir meinen ersten Porsche gekauft. Nach  Feierabend habe ich den zusammen mit einem Kumpel aufgebaut. Daraufhin entstand die Nachfrage nach solchen Autos und ich hatte die Idee, das professionell aufzuziehen. 

Sie sind als Kind erfolgreich Kartrennen gefahren. Fahren Sie immer noch?
Nein. Als Team-Event mit der Firma ist das eine feine Sache, aber professionell fahre ich nicht mehr. Ich würde gerne, aber es übersteigt meine zeitlichen und finanziellen Kapazitäten. Kartsport war damals schon sehr teuer. Es geht um mehrere 10.000 Euro, die man pro Saison bezahlen muss.

Das ist ziemlich viel Geld. Was bezahlt man davon?
Die Ersatzteile sind sehr teuer: Ein neuer Satz Reifen kostet 500 Euro, und man braucht jedes Wochenende einen neuen Satz. Man muss durch ganz Deutschland touren und braucht einen Transporter. Oft wird unterschätzt, wie teuer Motorsport ist.

Wer mietet sich ein Luxusauto? Sind das auch »normale“ Bürger oder vorwiegend Besserverdienende?
Bundesweit sind wir einer der günstigeren Anbieter. Bei unseren Kunden ist jede Gruppe vertreten, vom Studenten bis zum Rentner. Die meisten wollen sich ihren Lebenstraum verwirklichen, einmal mit einem Porsche 911 oder einem Ferrari zu fahren. Natürlich gehören auch Besserverdienende und Geschäftsleute zu unseren Kunden. Bei einem Aufenthalt in Deutschland wird auch mal ein Wagen für ein, zwei Wochen gemietet.  

Gibt es auch in Magdeburg eine Klientel dafür?
Es gibt zwar einen Unterschied zu München oder Stuttgart, aber auch hier ist durchaus Potential. Das dachte ich am Anfang auch nicht, aber es gibt wirklich eine passende Klientel in Magdeburg. Magdeburg ist mehr die Logistik-Zentrale.

»Auch wenn etwas mal nicht läuft, es gibt immer einen Weg.«

Sie haben gerade München angesprochen. Sie haben auch einige Zeit in München gewohnt. Wieso sind Sie zurück nach Magdeburg gekommen?
Ich bin gebürtiger Magdeburger und nur für den Aufbau des neuen Standortes nach München gezogen. Zwei Mal pro Woche zu pendeln war ziemlich anstrengend, aber München ist unser zweitwichtigster Standort und ich war dort, um Starthilfe zu leisten. Das hat gut funktioniert, unser Standort München steht jetzt auf eigenen Beinen.  

Vor einiger Zeit machte VW mit dem Abgasskandal Schlagzeilen. Im Gespräch waren auch Marken wie BMW und Porsche. Waren Sie besorgt wegen Ihrer Fahrzeuge?
Absolut nicht. Dabei handelte es sich um Dieselmotoren. Alle Modelle bei uns sind Benziner. Das ist komplett an uns vorbeigegangen. Wer sich bei uns ein Auto mietet, legt mehr Wert auf Fahrspaß als auf Umweltschutz. 

 Sie sprechen Umweltschutz an. Sie haben in Ihrem Angebot bereits ein Elektroauto. Würden Sie weitere umweltfreundlichere Fahrzeuge kaufen?
Wir haben mittlerweile neben dem Elektroauto BMW i8 auch eine Tesla-Limousine. Der BMW ist ein Hybridwagen aus Benzin-und Elektromotor. Bei der Zielgruppe, die wir ansprechen, vermarkten sich Elektrofahrzeuge generell eher schwierig. Zum richtigen Feeling gehört für viele der dröhnende Sound des Motors, der Geruch von verbrannten Abgasen und Gummi. Das hat man bei einem Elektroauto eher weniger. Deutschland hinkt da etwas hinterher, vielleicht ändert sich das noch.  

Finden diese Autos Zuspruch bei Ihren Kunden?
Es ist schwierig. Ich bin davon total überzeugt und fahre den BMW i8 mit am liebsten. Aber man verbindet Elektro noch mit Öko – langsam, langweilig, anbiedernd. Dass ein BMW i8 riesigen Fahrspaß verspricht, muss man einem passionierten Sportwagenfahrer erst einmal klarmachen. Wir setzen darauf, das Image aufzubessern und die Kunden von dem Auto zu überzeugen. Aber das wird wohl noch ein paar Jahre dauern.  

Ihre Firma bietet den Rennsimulator Motion Sim zum Mieten und Kaufen an. Haben Sie ihn selbst entwickelt? 
Nein, aber ich habe ihn weiterentwickelt. Die Idee stammt aus einen YouTube-Video. Dort entdeckte ich den Simulator und war sofort überzeugt. Es ist ein Fullmotion-Simulator. Er kann die Fliehkraft simulieren und in sämtliche Richtungen gesteuert werden. Wie ein echtes Fahrzeug. Ich habe die Lizenz gesichert und wir vertreiben das Gerät deutschlandweit exklusiv. Der Name Motion Sim passte gut in mein Konzept. Im Moment wird er vermietet oder kommt auf Events zum Einsatz. 

Warum ein Simulator, wenn man auch echte Autos fahren kann? Worin besteht der Reiz?
Man kann bei schlechtem Wetter, im Winter oder zu Nachtzeiten trainieren. Wir haben auch einige Rennfahrer, die das Gerät nutzen. Sie können damit echte Rennstecken ausprobieren, was deutlich kostengünstiger ist, als sie abzufahren. Mit einem Lamborghini kann ein Tag auf der Rennstrecke 10.000 Euro kosten. Und mit unserem Simulator kostet es nur den Strom. Auf der Rennstrecke ist der Verschleiß unglaublich groß: Kupplung, Reifen und der Wertverlust des Autos. Man kalkuliert zwischen zehn und zwanzig Euro pro Kilometer.  

Als Autovermieter hat man natürlich auch die Benzinpreise im Kopf. Jetzt sind die Preise so günstig wie seit elf Jahren nicht mehr. Ist das gut für Ihr Geschäft?
Das ist super für uns. Bei den Events wird der Sprit einkalkuliert, aber auch für unseren Transport. Unser Netzwerk ist europaweit und wir bringen die Autos von Standort zu Standort. Das macht einiges aus. Wir sind ein junges Unternehmen, es ist nicht so, dass Geld bei uns aus der Kasse sprudelt. Bei günstigen Preisen haben die Leute wieder Lust auf schnelle Autos. Das widerspricht zwar dem Umweltgedanken, aber die Leute kaufen wieder große Motoren. Das kommt uns zu Gute, da die Nachfrage höher ist.  

Wie sieht ein typischer Tag bei Ihnen aus? Sind Sie auch unterwegs oder sitzen Sie den ganzen Tag am Schreibtisch?
Ich komme zwischen acht und neun Uhr in die Firma. Ein Kaffee, E-Mails und Schriftstücke lesen, Besprechungen machen. Die verschiedenen Abteilungen müssen koordiniert werden, Gespräche und Planungen sind da sehr wichtig. Die Erweiterung des Businessplans steht auch immer wieder an. Auch unsere Schwesterfirma Motion Cars UG, die die Wartung und Reparatur der Fahrzeuge übernimmt, muss koordiniert werden. Die Events finden am Wochenende statt, dann geht’s auf die Rennstrecke, zum »Drift Training«, auf Automessen oder zu Promotions.

Trifft man Sie auch in Oschersleben auf der Rennbahn, als Fahrer oder als Zuschauer?
Beides, ich bin gerne als Zuschauer und als Fahrer da, wenn es die Zeit zulässt. Auch privat bin ich gerne auf der Rennstrecke.  

»Zum richtigen Feeling gehört für viele der dröhnende Sound des Motors, der Geruch von verbrannten Abgasen und Gummi.«

Wie sieht denn ein freier Tag bei Ihnen aus?
Ein freier Tag ist bei mir mit Ausschlafen verbunden und hat meistens nichts mit Autos zu tun. Ich lese auch gern oder mache gar nichts. Ich habe einen sehr stressigen Job mit viel Verantwortung, da ist mein Alltag natürlich durchgeplant. Deshalb mache ich es in meiner Freizeit meistens so, dass ich gar nichts plane und in den Tag hineinlebe. 

Haben Sie auch andere Hobbys, außer Autos und Rennen fahren?
Ich reise gerne und mache Sport. Das braucht man auch, um den Kopf frei zu bekommen. Viel mehr lässt die Zeit aber auch nicht zu. Fahrzeuge sind mein Hobby. Welchen Sport machen Sie? Ich spiele Tennis, obwohl es aus der Mode gekommen ist. Mein letztes Spiel ist leider schon ein paar Monate her. Ansonsten gehe ich ins Fitnessstudio und jogge.

Sie reisen gern. Haben Sie Traumziele?
Hawaii steht ganz oben auf der Liste. Dort hin zu fahren hat bisher noch nicht geklappt. Schauen wir mal.

Berühmte Eventagenturen wie Jochen Schweizer oder mydays gehören zu Ihren Kunden. Wie kam es dazu?
Ich habe damals Kooperationspartner gesucht. Beide Firmen sind immer auf der Suche nach passenden Partnern mit außergewöhnlichen Angeboten. Wir konnten deutschlandweit Standorte anbieten, das passte einfach gut zusammen. Ich habe beide Firmen schon diverse Male besucht und wir haben ein sehr gutes Vertrauensverhältnis. Es ist eine sehr angenehme Partnerschaft.

Sie haben insgesamt sechs Standorte, in ganz Deutschland verteilt. Hatten Sie von Anfang an geplant, so groß zu werden?
Definitiv. Ich bin kein Fan von halben Sachen. Wenn ich etwas mache, dann richtig. Ich finde uns noch klein, im Vergleich zu Firmen in der Autovermietungsbranche wie Sixt. Sixt ist bis heute ein Familienunternehmen, der Großteil ist in Privatbesitz. Ich möchte einen ähnlichen Weg einschlagen, aber nicht ganz so groß werden. Es wird nie so viele Lamborghinis geben, wie es VW Golfs gibt. Aber mein Ziel ist es, Motion Drive weltweit bekannt zu machen.

Auf was sind Sie besonders stolz?
Ich schaue selten zurück. Lieber sehe ich nach vorne und überlege, was man besser machen kann. Stolz bin ich auf das Rennstreckentraining. Das bietet sonst niemand an, wir sind Marktführer. Auch vollautomatische Buchungen haben wir eingeführt. Flug-, Hotel- und Reiseanbieter haben das ebenfalls, es ist finanziell sehr aufwendig, aber es lohnt sich. Die Kunden können am Computer das eingeben, was sie möchten, Zusatzoptionen dazubuchen und gleich bezahlen. Das hat bisher kein anderer Sportwagenvermieter. Auch unsere Events sind sehr gefragt, teilweise kommen bis zu 1.000 Leute. Das alles erreicht zu haben, macht mich stolz. 

Inter.Vista, Philipp Müller, Foto: Sarah Götz

Inter.Vista, Philipp Müller, Foto: Sarah Götz

Nach einem Unfall in Berlin gab es erneut Diskussionen über illegale Autorennen. Haben Sie Angst, dass mit einem Ihrer Autos so etwas auch passieren könnte?
Ich denke, das gehört zum Geschäftsrisiko. Es wäre vermessen zu sagen, dass das keiner mit unseren Autos macht. Die sind nun mal schnell. Man kann nur an die Vernunft appellieren und hoffen, dass unsere Kunden die geistige Reife aufweisen, lieber mit uns auf die Rennstrecke zu gehen. Das macht sowieso mehr Spaß als auf der Straße. Aber ausschließen kann ich es leider nicht.

Wurde während einer Vermietung schon ein Auto geklaut?
Uns sind mittlerweile drei Autos abhanden gekommen. Im letzten Jahr ist unser teuerstes Auto, der Ferrari, in den Niederlanden verschwunden. Da geht es um 150.000 Euro. Das ist für uns ziemlich viel Geld. Der Mieter wurde ausfindig gemacht, aber es war eine professionelle Bande, das Auto bekommen wir nicht wieder. Es ist ein großer Verlust.

Sie sind schon sehr lange selbstständig und auch noch relativ jung. Hatten Sie jemals Angst, zu scheitern? 
Angst hatte ich nicht, aber Zweifel gibt es immer. Auch heute noch. Es ist schon ein riesiger Druck in jungen Jahren und man macht sich Gedanken, ob das alles so funktioniert. Da hilft einfach nur Zähne zusammenbeißen und durch. Auch wenn etwas mal nicht läuft, es gibt immer einen Weg. Zurückschauen gilt nicht. Nach vorne schauen und weitermachen, das ist mein Motto.

Wenn Sie nochmal neu anfangen würden, was würden Sie ändern?
Ich würde mehr Geld aufnehmen. Das klingt blöd, aber ich habe anfangs auf einen sehr schmalen Rahmen gesetzt, was mir große Grenzen setzte. Zusätzliches Geld zu bekommen ist immer schwieriger. Ich würde über meinen Businessplan »Think big“ schreiben und mehrere Millionen einsammeln. Dadurch hätte ich viel mehr Möglichkeiten.

Sie fühlen sich immer noch eingeschränkt?
Finanziell eingeschränkt, ja. Die Fahrzeuge und das Marketing kosten einfach viel Geld, aber wir wissen, dass die Nachfrage da ist. Wir wissen, wie viel wir machen könnten, wenn wir mehr Kapital hätten.

»Magdeburg hat sich unheimlich verjüngt, ich sehe ein riesiges Potential.«

Haben Sie jemals zurückstecken müssen, weil Magdeburg ihr Hauptsitz ist?
Durchaus. Ich habe in München oft erlebt, dass ich als »Ossi« abgestempelt wurde. Auch wollten Kunden unser Fahrzeug nicht entgegennehmen, weil es ein Magdeburger Kennzeichen hat. Ich habe die kuriosesten Sachen erlebt. Meistens schmunzele ich darüber, weil es nicht gerade für geistige Reife spricht. Aber sowas kommt vor.

Hatten Sie daraufhin erwogen, den Hauptsitz zu wechseln?
Nein. Ich habe meinen Heimatstolz. »MD« passt als Kennzeichen außerdem perfekt zu Motion Drive und das wird auch so bleiben. Es hat Wiedererkennungswert.  

Was gefällt Ihnen an Magdeburg besonders?
Die Stadt ist sehr schön. Viele regen sich darüber auf, dass wir nicht mehr die längste Barockstraße Europas haben, nachdem die Stadt zerbombt wurde. Aber wenn ich in anderen Städten unterwegs bin, dann fällt mir auf, wie offen und hell Magdeburg ist. Es ist eine Wohltat, durch die Straßen zu schlendern und ein bisschen Licht zu sehen. Magdeburg hat sich unheimlich verjüngt, ich sehe ein riesiges Potential. Leider wandern weiterhin Fachkräfte ab. Wenn man das ändert, dann hat Magdeburg eine goldene Zukunft vor sich. 

Interview aus INTER.VISTA 1

Vista.schon?
Phillipp Müller ist 28 Jahre alt und Jungunternehmer aus Magdeburg. Er gründete vor sieben Jahren die Firma Motion Drive, die heute in ganz Deutschland Standorte hat. Sein Ziel ist es, mit seiner Firma weltweit zu agieren.

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