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Gabriele Brakebusch

Gabriele Brakebusch wird im Sommer 2016 zu Sachsen-Anhalts erster Landtagspräsidentin gewählt. Getreu ihrem Motto »Aus der Börde – Für die Börde« meistert sie nun den Spagat zwischen dem höchsten politischen Amt im Land, der Familie und ihrem Wahlkreis. Mit Inter.Vista spricht Gabriele Brakebusch über Frauen in der CDU, die AfD im Landtag, ihr erstes Treffen mit Angela Merkel und ihren Weg von der Schäferstochter zur Vollblutpolitikerin.

Interview und Fotos: Diana Elschner und Stefanie Schreckenbach

Frau Brakebusch, auf Ihrem Titelbild bei Facebook ist Ihr Vater abgebildet. Welche Erinnerungen verbinden Sie mit ihm?
Die Samstage und Sonntage, an denen ich mit meinem Vater in die Wiesen gehen durfte. Rund um Kloster Gröningen kannte ich fast jeden Stroh- und Grashalm. Mein Vater war ein leidenschaftlicher Schäfer. Als ich acht Jahre alt war, durfte ich das erste Mal die beiden Hütehunde mit auf die Tour schicken. Stellen Sie sich eine Herde von 1.800 Schafen und einen Haupthund vor, der die Herde zusammentreiben soll. Ich habe das natürlich genauso gemacht wie mein Vater und unserem Hund Senta das Zeichen zum Zusammentreiben gegeben. Ich war stolz wie Oskar und habe nicht gesehen, dass mein Vater von hinten dem Hund die entsprechenden Zeichen gab.

»Ich hatte immer diesen Gerechtigkeitssinn. Ich wollte anderen Menschen helfen.« 

Wollten Sie dann auch Schäferin werden?
Schon in frühester Kindheit habe ich mir gewünscht, etwas mit Kindern zu machen. Ich wollte gerne Erzieherin werden. Das war zu DDR-Zeiten nicht ganz einfach. Damals gehörten die Kinderkrippen zum Gesundheitswesen, und ohne Verbindungen dorthin, war es schwer. Ich habe dann erst Verkäuferin gelernt und auch als Leiterin einer Verkaufseinrichtung gearbeitet. Als ich meinen Mann heiratete und nach Harbke zog, ergab sich durch Zufall die Möglichkeit, dort in eine Kindereinrichtung wechseln zu können. Ich machte eine Ausbildung zum Kinderpfleger, anschließend ein Fernstudium zur Krippenerzieherin. Dann qualifizierte ich mich noch weiter zur Leiterin einer Kinderkrippe.

Kommen Sie eigentlich aus einer politisch geprägten Familie?
Nein, gar nicht. Allerdings wollte ich mich schon immer einmischen und etwas bewegen. Ich hatte immer diesen Gerechtigkeitssinn. Ich wollte anderen Menschen helfen. Das hat sich wie ein roter Faden durch mein Leben gezogen.

Hat sich denn nach der Wende an der Kindererziehung etwas geändert?
Das hat sich auch während der DDR-Zeit immer gewandelt. Die Betreuung der Kinder musste sein, damit man Beruf und Familie unter einen Hut bekam. Für mich stand schon immer fest, arbeiten zu gehen. Daher waren Kindertagesstätten auch für mich hilfreich und notwendig. Wichtig dabei ist, dass sie familienbegleitend sind und niemals familienersetzend. Das hat sich bis heute nicht grundlegend geändert.

Wann waren Sie das erste Mal bewusst in Magdeburg?
Ich glaube in meinem fünften Lebensjahr. Ich hatte einen Onkel hier, der Musiker im Polizeiorchester war. Seine Riesentuba hat mich immer fasziniert. In den Ferien war ich immer bei ihm und er ist mit mir oft im Pionierpark gewesen.

Sind Sie als Jugendliche hier in Magdeburg ausgegangen?
Ach nein, um Gottes Willen. Wir sind früher zu Fuß nach Halberstadt und zurückgegangen. Es gab keinen Bus und keine Eltern, die uns abgeholt haben. Wenn man in einer großen Truppe Jugendlicher unterwegs war und Spaß hatte, merkte man nicht einmal, dass man zehn oder elf Kilometer gelaufen war. Zu meiner Zeit begann der Jugendtanz schon um 20 Uhr und endete um 22 Uhr. Meine Kinder dagegen fuhren meistens erst um 24 Uhr zur Disko und kamen in den frühen Morgenstunden zurück.

Wie kamen Sie zu Ihrem ersten Kontakt mit der Politik?
Politik findet immer dann statt, wenn man versucht, etwas zu bewegen. Das war bei mir schon recht früh der Fall. An unserer POS (Polytechnische Oberschule) in Gröningen betrug die Klassenstärke in einer Jahrgangsstufe jeweils etwa 40 Schüler. Da waren nicht nur der Lehrer gefordert, sondern auch wir Schüler. Leistungsstarke Schüler kümmerten sich um die leistungsschwächeren und trugen so selbst einen Teil zum Unterricht bei. Im Schul- und Klassenrat habe ich mich bereits zu diesem Zeitpunkt aktiv eingebracht.

Inter.Vista, Gabriele Brakebusch, Foto: Diana Elschner, Stefanie Schreckenbach

Inter.Vista, Gabriele Brakebusch, Foto: Diana Elschner, Stefanie Schreckenbach

In der Schule haben Sie dann also schon Ihr politisches Interesse entwickelt?
Ich habe Schultreffen organisiert. Aber richtig angefangen hat es kurz vor der Wende. Harbke war ein Dorf und lag in der 500-Meter-Zone im Sperrgebiet. Ich bin mit meinem Mann im Jahr 1989 zu jeder Montagsdemogegangen, obwohl wir schon zwei Kinder hatten. Zu diesem Zeitpunkt hätte ich nie vermutet, dass die DDR tatsächlich zerschlagen wird. Die Öffnung der Grenze in Harbke haben wir selber organisiert. Es gab noch keine Telefone, also bin ich mit meinem Mann losgegangen und habe selbstgeschriebene Handzettel verteilt, damit wir uns an einem Sonntag 1989 amGrenzzaun versammeln und gemeinsam die Öffnung des Grenzübergangs fordern konnten. Obwohl Harbke ein Grenzort war und nur Menschen aus dem Nachbarort Zugang hatten, waren zum verabredeten Zeitpunkt etwa 300 Leute da. Das war sehr viel, denn unser Dorf hatte nur 1.800 Einwohner, von denen über zwei Drittel bei ›Horch und Guck‹, also der Staatssicherheit, beim Zoll und in der Armee gearbeitet haben. Ich bekomme heute noch Gänsehaut, wenn ich daran denke, dass zwei LKW mit Soldaten, die einen Schießbefehl in der Tasche hatten, hinter dem Sicherheitszaun ganz in der Nähe standen. Wenn wir den Zaun zu diesem Zeitpunkt gestürmt hätten, dann hätten sie geschossen. Gar nicht auszudenken.

Wann haben Sie dann beschlossen, vollberuflich in die Politik zu gehen?
Die Wende 1989/90 war eine ganz spannende Zeit. Ich war stellvertretende Bürgermeisterin in Harbke. Mit einem Mal kam der Hammer, denn es hieß, die Kinderkrippen müssen weg. Mir war klar, dass ich nie im Leben zulassen würde, dass meine Krippe geschlossen wird. Kommen Sie heute nach Harbke. Wir haben eine der schönsten Einrichtungen, die es gibt. Wenn man nicht einfach klein beigibt und erfolgreich kämpft, dann stärkt das natürlich. Ab 1990 war ich im Gemeinderat. 1997 musste ich diesen verlassen, weil dann die Leitung der kommunalen Kinderkrippe nicht mit dem Ratsmandat vereinbar war. 2000 bin ich in den Kreistag gewählt worden. Ich merkte schnell, dass wichtige Entscheidungen für unsere Kommune im Landtag entschieden werden. Mit dem Gedanken, mich auch dort besonders zu engagieren, freundete ich mich recht schnell an. Ich wurde dann 2002 in den Landtag gewählt. Stolz bin ich, dass ich inzwischen das vierte Mal über ein Direktmandat in das Parlament einziehen konnte.

Sie sind 1998 in die CDU eingetreten. Warum CDU?
Ich bin christlich geprägt und in der CDU ist das ›C‹ drin. Zu DDR-Zeiten war das nicht ganz ohne, in der Kirche zu sein. Dennoch ging ich mit meiner Familie regelmäßig zum Gottesdienst und brachte mich in die Arbeit der Kirchengemeinde ein, zum Beispiel mit der teilweisen Übernahme der Christenlehre und der Organisation sowie Durchführung der Krippenspiele. 1990 bin ich in den Gemeinderat und 1992 zur stellvertretenden Bürgermeisterin von Harbke gewählt worden. Da ich in keine Partei eintreten wollte, kandidierte ich auf dem Ticket, also der Liste der CDU. Im Jahr 1998, zur Zeit der großen Spendenaffäre – damals war Helmut Kohl Parteivorsitzender der Bundes-CDU und Kanzler – habe ich mich entschieden, CDU-Mitglied zu werden. Meine Auffassung ist es, nicht nur in guten Zeiten, sondern auch in weniger guten Zeiten zueinander zu stehen. Und so habe ich mich für die CDU entschieden. Das war der richtige Schritt, davon bin ich überzeugt.

Haben Sie politische Vorbilder?
Vorbilder sind für mich immer noch Helmut Kohl und Prof. Wolfgang Böhmer. Helmut Kohl verkörpert für mich, gemeinsam mit Hans-Dietrich Genscher, die Person, die maßgeblich für die Wiedervereinigung gekämpft und diese auch umgesetzt hat. Auch Angela Merkel ist eine bemerkenswerte Politikerin, der ich hohe Anerkennung und Respekt zolle. Wir haben uns übrigens schon in frühester Jugend kennengelernt, ohne dass wir davon wussten.

Wann begegneten Sie Frau Merkel zum ersten Mal?
Die Gröninger Schule hatte ein Zeltlager in Wohlenberger Wiek bei Boltenhagen an der Ostsee. Dort haben unsere Lehrer immer ein Volleyballturnier organisiert und die Kinder aus den umliegenden Dörfern eingeladen. Vor 13 Jahren kam mein ehemaliger Physiklehrer auf mich zu. Er meinte, dass er sich meine Bilder vom Zeltlager angesehen und Frau Merkel darauf entdeckt hätte. Ich glaubte das erst gar nicht. Bei einem Treffen der Frauen der CDU in Berlin habe ich dann vor einigen Jahren Angela Merkel das Foto vorgelegt und sie meinte: »Oh das bin ja ich.«. Auf dem Bild stand sie direkt neben mir. So sind wir uns das erste Mal begegnet, ohne zu ahnen, dass wir uns später in der Politik einmal wiedersehen würden. Ich als Präsidentin wahre das Hausrecht.

2002 wurden Sie in den Landtag Sachsen-Anhalt gewählt. Sie sind jetzt seit 14 Jahren dabei und seit Sommer 2016 Landtagspräsidentin. Wie hat sich Ihr politischer Alltag verändert?
Es ist zeitlich schwieriger geworden, alles unter einen Hut zu bekommen. Ein Vielfaches an Terminen und die Arbeit mit meiner Verwaltung sind dazu gekommen. Dennoch darf und werde ich meine Familie und meinen Wahlkreis nicht vernachlässigen. Es ist einfach eine ordentliche Planung notwendig. Dann bekomme ich das auch hin. Ich bin eine leidenschaftliche Politikerin. Was ich mache, tue ich richtig und mit ganzem Herzen.

Inter.Vista, Gabriele Brakebusch, Foto: Diana Elschner, Stefanie Schreckenbach

Inter.Vista, Gabriele Brakebusch, Foto: Diana Elschner, Stefanie Schreckenbach

Als Landtagspräsidentin leiten Sie die Sitzungen im Landtag. Worauf legen Sie besonderen Wert?
Landtagssitzungen dürfen ruhig lebhaft sein. Aber jeder Abgeordnete hat dabei die Geschäftsordnung zu beachten. Dort ist geregelt, was erlaubt ist und was nicht. Mir ist es wichtig, und da lege ich großen Wert drauf, dass selbst in hitzigen und emotionalen Debatten auf die Wortwahl geachtet wird. Es sollte immer respektvoll und niemals verletzend argumentiert werden. Das ist in unserem Hohen Hause verpflichtend. Nur durch einen fairen Austausch von – auch streitbaren – Argumenten gelingt der demokratische Prozess der Meinungsbildung in einem Parlament.

Wie hat sich die Stimmung im Plenum mit dem Einzug der AfD verändert?
Eine neue, große Fraktion ist in unserem Parlament hinzugekommen. Ich muss sagen, der Ton in den Debatten ist rauer geworden. Das Privileg der Oppositionsfraktionen ist es, die Regierungsfraktionen herauszufordern. Doch wie bereits gesagt, aus Respekt vor dem Parlament hat dies gerade auch bei Meinungsverschiedenheiten immer achtungsvoll und nicht beleidigend zu erfolgen. Ich musste bereits mehrmals Abgeordnete ermahnen, den Ton zu wahren. Künftig werde ich noch konsequenter die Geschäftsordnung anwenden. Hierzu habe ich mich bereits mit meinen beiden Vizepräsidenten abgestimmt.

»Die Debatten müssen lebhaft, aber immer auf Augenhöhe sein.«

Was sind die Gründe, dass bei den letzten Landtagswahlen gerade die CDU so viele Direktmandate an die AfD verlor?
Die Gründe sind vielschichtig. Einerseits konnten viele Menschen unseres Landes nicht mehr erkennen, dass ihre Themen, Fragen und Sorgen von den etablierten Parteien – somit auch der CDU – aufgegriffen, gar entschieden wurden. Andererseits kam im Jahr 2015 der drastische Anstieg der Flüchtlinge und Asylsuchenden, die regelrecht grenzenlos in unser Land kamen, hinzu. Es entstand zeitweise eine Ausnahmesituation, die es zu beherrschen galt. Kritische Themen wurden von politischen Akteuren, sei es landes- oder bundesweit, nicht offen an- oder ausgesprochen. Oft mit dem Ziel, vorhandene und beängstigende Bedenken nicht zu nähren. Viele Menschen fühlten sich dadurch jedoch nicht mehr gehört, abgekoppelt von ihren politischen Vertretern und somit vom politischen Handeln. Sie wurden misstrauisch. Da war es leicht, in dieses Vakuum zu stoßen.

Viele Wähler haben sich in ihren Ängsten nicht verstanden gefühlt. Was kann man gegen Populismus und Stimmungsmache tun?
Das ist eine schwierige Situation. Meine Oma hat früher schon zu mir gesagt, dass man Neid, Angst und Missgunst innerhalb von Sekunden verbreiten könne, aber es sei schwer, diese Dinge wieder zurückzuholen, selbst dann, wenn sie nicht wahr sind. Populismus und eine sogenannte Stimmungsmache können nicht nur politische Parteien oder Organisationen aus dem vorpolitischen Raum beeinflussen. Auch die Medien spielen dabei eine nicht außer Acht zu lassende Rolle und tragen damit ebenfalls Verantwortung. Alle sind dazu aufgerufen, für einen demokratischen Meinungsbildungsprozess einzustehen. Medien besitzen dafür die Aufgabe, sachlich zu berichten. Das konnte ich in der jüngsten Vergangenheit leider nicht immer feststellen.

Haben Sie in ihrem Wahlkreis Kontakt mit geflüchteten Personen?
Ja, sicher. Die Angstwelle, die durch Deutschland zog und die Sorge, was da auf den deutschen Bürger zukommt, hatte ich in meiner Region überhaupt nicht. Diese Bedenken gab es 1991 als 800 Geflüchtete in eine Gemeinschaftsunterkunft nach Harbke kamen. In einen Grenzort, wo Jeder Jeden kannte, weil alles durch die Staatssicherheit abgeriegelt war. Da war die Sorge groß, dass die Straftaten steigen und uns die Fremden alles stehlen würden. Anfangs war die Verständigung etwas schwierig, aber letztendlich haben sich die Befürchtungen nicht bestätigt.

Hat die AfD eigentlich auch positive Veränderungen in den Landtag gebracht?
Ich kann sagen, dass die anderen Fraktionen über das ein oder andere Thema nun gründlicher nachdenken. Auch sind die Debatten lebhafter geworden. (schmunzelt)

In Ihrer Fraktion gibt es unter 30 Abgeordneten lediglich drei Frauen. Wieso sind das so wenig?
Ja, ich würde mir auch mehr Frauen in unserer Fraktion wünschen. Wobei ich das nicht nur als ein Problem der CDU sehe. Ich rede viel mit Familien, insbesondere mit jungen Müttern. Sie möchten Zeit für ihre Kinder haben. Sie engagieren sich daher lieber im Wohnort im Gemeinderat, in einer Kindertagesstätte oder im Elternrat. Der Ablauf in der Familie bedeutet selbst dabei schon eine Herausforderung, da Elternteile oftmals nicht in Wohnnähe arbeiten. Ich persönlich halte aber auch von einer Quotenregelung nichts. Ich würde keine Quotenfrau sein wollen. Frauen sollen ein Amt übernehmen, weil sie es sich und andere Menschen es ihnen zutrauen.

Was kann man tun, damit sich mehr Frauen für ein politisches Amt interessieren?
Wir müssen viel mehr auf die Frauen und Mütter eingehen. Die Sitzungen sind oft sehr spät abends angesetzt. Viele Frauen müssen dann erst einmal eine Möglichkeit finden, ihre Kinder unterzubringen. Innerhalb der Familie klappt es leider auch nicht immer, die Kinderbetreuung abzusichern. Hier sehe ich einen wichtigen Ansatz, den interessierten Frauen einen Weg aufzuzeigen beziehungsweise ihnen entgegenzukommen.

Hatten Sie es im Laufe ihrer politischen Karriere manchmal als Frau schwerer als ihre männlichen Kollegen?
Ja. Wenn es darum geht, Arbeitsgruppen oder Ausschüsse zu übernehmen und Stellen neu zu besetzen, wird gefragt, wer sich dieses Amt zutraut. Bei den Männern gehen da sofort mindestens zehn Arme nach oben. Bei den Frauen geschieht das nicht so schnell. Sie wägen oft ab und fragen sich: ›Ist das wirklich mein Gebiet? Kriege ich das hin? Klappt das auch mit der Familie?‹ Bis dahin ist die Stelle meist schon mit einem Mann besetzt.

Sie haben das höchste politische Amt in Sachsen-Anhalt inne. Unterscheidet sich Ihr Führungsstil von dem Ihrer Vorgänger?
Jeder Präsident oder jede Präsidentin bringt sicherlich eine eigene Note mit ein. Ich bin keine Politikerin der lauten Töne, dafür bin ich sehr konsequent. Wenn ich etwas sage, dann achte ich auch darauf, dass es umgesetzt wird. Ich schalte nicht nur den Kopf ein, sondern höre auch oft auf mein Herz und meinen Bauch.

Können Sie als Frau in Führungsposition anderen Frauen einen Rat geben, wie sie es schaffen können?
Jede Frau sollte an sich und ihre Fähigkeiten glauben und daran, dass man erlernen kann, was man bisher noch nicht gemacht hat. Man sollte sich nicht ins Boxhorn jagen lassen und für die Sache kämpfen, die man sich wünscht und für richtig hält.

 »Ich bin keine Politikerin der lauten Töne, dafür bin ich sehr konsequent.«

Sie sind bei Facebook sehr aktiv. Betreiben Sie ihre Kanäle selbst?
Ja. Ich habe vor einigen Jahren angefangen, unter »Gabriele Brakebusch MdL« einen Account zu eröffnen. Dafür habe ich ein wenig Starthilfe bekommen, besonders für den Aufbau. Füttern tue ich das Ganze aber selbst. Jetzt ist es weniger geworden. Ich bemühe mich aber, meinen Rückblick der Woche stets selbst zu posten und herausragende Erlebnisse zu teilen. Vor lauter Arbeit mache ich das meistens nachts. (lacht)

Weshalb präsentieren Sie sich auf beiden Kanälen unterschiedlich?
Das eine ist der dienstliche Kanal direkt als Landtagspräsidentin. Da möchte ich Schwerpunkte setzen und zeigen, was für meine Arbeit wichtig ist. Auf meinem anderen Kanal teile ich Dinge, die in meinem Umfeld passieren oder meine Tätigkeiten, zum Beispiel in Vereinen. Wichtig ist mir nur, nichts Privates zu posten. Ich überlasse es meinen Kindern, zu entscheiden, ob sie in die Öffentlichkeit möchten oder nicht.

Was macht Ihre Heimat für Sie so besonders?
Es ist einfach mein Zuhause. Ich fühle mich hier wohl. Sachsen-Anhalt ist ein lebenswertes Land. Es gibt so viel schöne Natur. Junge Menschen kann ich nur dazu ermuntern, hier zu bleiben. Die Börde in unserem Land Sachsen-Anhalt ist neben vielen anderen Regionen wunderschön. In Harbke, meinem Wohnort seit 43 Jahren, gibt es viel Wald, einen renaturierten Tagebau, der in einigen Jahren eines der größten Gewässer im Umkreis von 200 Kilometern sein wird.Es entsteht ein Naherholungsgebiet mit einem breiten Wassermotorsportangebot. Dort wird es bestimmt auch einmal begehrte Grundstücke mit einer hohen Wohnqualität geben. Ich hoffe auch, dass sich das Kleingewerbe und damit umfangreiche berufliche Perspektiven für junge Leute entwickeln.

Sehen Sie Magdeburg auch als ihre Heimat an?
Ich bin eine Pflanze aus der Börde. (schmunzelt) In Magdeburg bin ich sehr gern. Aber zum Wohnen und Leben bevorzuge ich dann doch den ländlichen Raum.

Wie viel Zeit verbringen Sie in Magdeburg, wenn Sie nicht arbeiten?
Oh, das ist schon weniger. (lacht) Ich fahre öfter mit meinen Enkeln in den Tierpark. Zwischen Weihnachten und Neujahr hole ich auch alle Enkelkinder zusammen, um gemeinsam auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt zu gehen. Eine Magdeburger Besonderheit ist ja, dass der Weihnachtsmarkt auch noch nach den Festtagen geöffnet hat.

Haben Sie in Magdeburg einen Lieblingsort?
Ich bin sehr gern unten an der Elbe und im Stadtpark. Es ist immer das Grün, das mich anzieht. So kann ich, wenn ich ein wenig Luft zwischen den Sitzungen oder Terminen habe, ein bisschen Ruhe in der Natur tanken.

Was gibt es bei Ihnen Weihnachten zu essen?
Bei uns gibt es grundsätzlich Wild aus unseren Wäldern und direkt vom Jäger. Schön mit selbstgemachten Klößen und Rotkraut. Das ist unser Essen. Meine Enkelkinder mögen das nicht so. Für sie mache ich Hähnchensahneschnitzel.

Klingt gut.
Schmeckt auch gut! (lacht)

Dezember 2016
Interview aus INTER.VISTA 3

 

Vista schon?
Gabriele Brakebusch, geboren 1954, arbeitete nach ihrer schulischen Ausbildung zunächst als Fachverkäuferin, Erzieherin, Kinderkrippenleiterin, Verwaltungsfachangestellte und stellvertretende Bürgermeisterin. 2002 zog sie für die CDU in den Landtag Sachsen-Anhalt ein. Im September 2016 wurde sie als erste Frau zur Landtagspräsidentin gewählt. Sie ist Direktkandidatin für den Landkreis 09 |Oschersleben. Mit Magdeburg verbindet sie ihren Arbeitsplatz, die Landeshauptstadt, den Landtag und den herrlichen Dom.

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