Moderieren ist ihre Leidenschaft. Die Magdeburgerin steht unter anderem für MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE vor der Kamera. Inter.Vista erzählt sie von ihrer schlimmsten TV-Panne, wen sie gern mal interviewen möchte und was für sie typisch Magdeburg ist. Außerdem gewährt uns Susi Brandt ein paar amüsante Einblicke in ihr Privatleben.
Interview: Greta Haberstroh
Fotos: Arlette Krickau und Greta Haberstroh
War Deine Jugend eigentlich turbulent?
Ja, es war eine aufregende, voll verrückte Zeit. Mit vielen Umbrüchen, der Wende und allem, was dazu gehört.
Du wolltest ursprünglich Lehrerin werden, warum dann Journalistin?
Zu DDR-Zeiten wurde dir ›gerne‹ mal was von deinen Lehrern vorgeschlagen. Obwohl ich immer viel gequatscht habe, dachten sie, die wird mal Lehrerin. Aber eigentlich wollte ich schon immer Journalistin werden. Das war zu DDR-Zeiten nicht so einfach. Ich war dann froh, dass die Wende kam und ich meinen Traum verwirklichen konnte.
»Ich blühe erst mittags auf. Gott sei Dank sende ich abends.«
Die Moderationskarriere begann mit einem Volontariat bei radio SAW. Was durftest Du zuerst machen?
Kaffee kochen und zu McDonald’s fahren, um Essen für die ganze Redaktion zu holen. (lacht) Als erstes durfte ich Nachrichtenaufsager schreiben. Ich hatte einen ganz tollen Chef, der hat mich die Aufsager auch 14 mal schreiben lassen. Das hat mich natürlich zur Weißglut gebracht, aber ich lernte viel von ihm.
Was liebst Du an deinem Beruf?
Man weiß immer worüber geredet wird, das ist toll. Ich bin ein fürchterlich neugieriger Mensch und kann so meinen Wissensdurst immer stillen. Es gehört zu meinem Job zu berichten, Dinge rauszubekommen und zu hinterfragen, mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Es ist toll, wenn ich für »MDR vor Ort« unterwegs bin. Du kommst in eine Region und dann freuen sich die Menschen, weil du da bist. Man ist immer am Puls der Zeit und weiß, worüber die Sachsen-Anhalter sprechen.
Hand aufs Herz, wofür schlägt Dein Herz am höchsten? Radio oder Fernsehen
Beides hat seine Vorteile. Mein Radio-Herz ist natürlich sehr groß, ich liebe das schnelle Reagieren, wenn etwas passiert ist. Ich mag beides gern.
Wer war Dein Lieblingsinterviewpartner?
Unser ehemaliger Ministerpräsident Wolfgang Böhmer, den fand ich toll. Mit dem zu sprechen ist angenehm. Ich schätze ihn sehr. Er ist sehr klug, weltoffen und hat eine gute Art.
Wen würdest Du gerne mal interviewen?
Da gibt es wahrscheinlich einige. Vielleicht Trump und fragen, warum er so einen Quatsch macht. Ihn fragen, warum er so ist, wie er ist. So lange er Präsident ist, fahre ich nicht mehr nach Amerika.
Wie hast Du Dich vor deiner ersten Fernsehsendung gefühlt?
Ich hatte Lampenfieber und ich wusste, dass alle Bekannten, Freunde und die Familie zugucken. Das macht einen so aufgeregt. Sonst sage ich mir immer: dreimal atmen und dann geht’s schon.
Was war Deine schlimmste Panne?
Ich hatte mal einen Hustenanfall, weil ich mich beim Luftholen verschluckte. Das war während einer Live-Schalte mit Kollegen aus anderen Studios. Ich konnte nur noch sagen, dass sie mit den anderen Kollegen erstmal weitermachen sollen. In der Zwischenzeit beruhigte ich mich dann etwas, aber die Stimme war noch etwas piepsig.
Welche gute Nachricht würdest Du gerne mal in der Sendung verkünden?
Dass es gibt kein Kind mehr gibt, das Hunger leiden muss. Aber das ist ja eine Weltnachricht. Auf Sachsen-Anhalt bezogen, dass kein Kind in Sachsen-Anhalt an Armut leiden muss. Das trifft ja leider auf mehr Kinder zu, als man so denkt.
Apropos Sachsen-Anhalt: Was ist für Dich typisch Magdeburg?
Die Menschen sind ein bisschen spröde, aber wenn sie einmal warm werden, sind sie sehr herzlich. (lacht) Typisch Magdeburg ist für mich die Elbe, der Dom und die vielfältige Architektur, durch alle Epochen, besonders rund um den Domplatz. Ich mag, dass man überallhin nur zehn Minuten braucht. Wir haben in dieser Stadt alles, was das Leben lebenswert macht.
Du hast eine Weile in Hamburg gelebt. Was unterscheidet die beiden Städte?
Die kurzen Wege. In Hamburg ist das eine Katastrophe. Für zwei Kilometer mit dem Auto brauchst du eine halbe Stunde. Da geht einfach zu viel Lebenszeit drauf.
Wenn Du Bürgermeisterin wärst, was würdest Du in Magdeburg verändern?
Ich möchte Herrn Trümper nicht in die Pfanne hauen (lacht), ich schätze ihn sehr. Was mir in der Stadt fehlt, ist eine schöne Altstadt, aber die kann man auch als Bürgermeister nicht wieder herrichten. Durch kleine Gassen bummeln und interessante, kreative und ausgefallene Geschäfte fehlen mir. Ich bin nicht der Shoppingmall-Gänger, ich hasse das. Ich gehe auch gerne in den Städten shoppen, in die ich verreise.
Wirst Du für die Sendungen eingekleidet?
Nein, wir müssen uns unsere Klamotten selber besorgen. Wir haben aber einen Coach der uns sagt, was zu kariert, was zu groß, zu geblümt oder eine zu krasse Farbe ist. Puffärmel und Volants lassen wir auch weg. Es sollte klassisch sein, aber man darf auch mit der Mode gehen.
Bekommst Du Fanbriefe?
Ja, kriege ich – und verrückte Dinge. Es gibt ganz viele liebe Zuschauer, die mir schreiben. Meistens, dass sie meine spontane, neugierige und lustige Art mögen und ich weiterhin so fröhlich sein soll.
Finden Deine Kinder cool, dass Du im Fernsehen bist?
Sie waren noch relativ klein, als das losging. Bei dem Großen, der ist jetzt zwölf, rückt es ein bisschen ins Bewusstsein, weil er darauf angesprochen wird. Aber er tut das ganz gut ab: Mein Gott, der eine ist Lehrer, der andere Moderator.
Werden aus Deinen Kindern auch mal Moderatoren?
Also der Große ›quatscht die Glucke vom Nest‹ und die Kleine hat die Attitüden dazu. Wir gucken mal, wohin das führt. Aber jeder soll bitte das machen, worauf er wirklich Lust hat.
Man sagt, wer Radio macht, redet viel und gerne. Ist Dein Freund ein ruhiger Gegenpol?
Ja, ich fürchte, das kann man so sagen. Er fragt auch ziemlich häufig, ob ich eigentlich auch mal fünf Minuten die Klappe halten kann. (lacht)
»Autos dürfen gerne sehr stark, schnell und hochmotorisiert sein.«
Bist Du Frühaufsteher? Wie viele Wecker stellst Du dir am Morgen?
Ich bin ein totaler Morgenmuffel, eigentlich die ganze Familie. Ich blühe erst mittags auf. Gott sei Dank sende ich abends. Morgenmagazin würde nicht gehen. (lacht) Ich habe morgens nur einen Wecker, aber der ist sensationell. Statt nervender Handytöne habe ich jetzt einen irren Wecker von einer Freundin geschenkt bekommen. Der simuliert den anbrechenden Tag und wird von Minute zu Minute heller. Dazu kann ich Wellenrauschen und Vogelzwitschern einstellen. Seitdem ist das Aufwachen nicht mehr ganz so schlimm.
Gibt es ein typisches Susi Brandt-Frühstück?
Ja, gerne mit meinen Kindern im Bett. Ich bereite leckere Schnittchen, Obst, Kaffee und Tee vor. Das geht jetzt aber leider nur noch in den Ferien, weil beide Kinder bereits in der Schule sind.
Habt Ihr als Familie ein Lieblingsessen?
Nudeln mit Pesto, beides selbstgemacht, und Garnelen. Darauf stehen alle in der Familie und wir ›stinken‹ danach immer drei Tage lang nach Knoblauch. Wir kochen und backen gerne selber mit der ganzen Familie. Wir haben eine tolle Nachbarin, die ganz viel in ihrem Garten anbaut. Dementsprechend gibt es immer frische Sachen und die Kinder bauen mit an. Das finde ich super. Ich kenne das auch noch von meinen Großeltern früher.
Du machst viel Sport. Was ist Deine Lieblings-Joggingstrecke in Magdeburg?
Joggen gehe ich nicht, das ist so gar nicht meins. Das finde ich fürchterlich langweilig. Ich bewundere immer Menschen, die so lange laufen können. Ich tanze gerne lateinamerikanisch, das macht mir viel Spaß und ich habe einen tollen Tanzlehrer, mit dem ich gerade Samba einübe. Ansonsten bin ich an der Hubbrücke in einem kleinen Studio und mache viel Sport an der freien Natur. Im Sommer schwimme ich gerne in den Seen ringsum Magdeburg oder fahre gerne Fahrrad.
Fährst Du auch mit dem Fahrrad zur Arbeit?
Selten, oft mit dem Auto. Ich habe so eine kleine Schwäche für motorisierte Fahrzeuge. Autos dürfen gerne sehr stark, schnell und hochmotorisiert sein.
Was hast Du für ein Auto?
Ich habe zum Beispiel ein altes Cabrio, das ist schon ein Oldtimer. Eine Schwalbe fahre ich auch.
»Wenn die Magdeburger einmal warm werden, sind sie sehr herzlich.«
Im Urlaub tauchst Du gerne. Was fasziniert Dich daran?
Mich fasziniert – pass auf – die Ruhe! (lacht) Dass mal keiner quatscht. Die Vielfalt ist toll, man taucht in eine andere Welt ein und ist in dieser anderen Welt gefangen.
FCM oder SCM?
Ich gehe sowohl zu den Fußballern als auch zu den Handballern. Die Kinder müssen auch mit. Ich bin sehr sportinteressiert. Durch den Job kenne ich auch viele Sportler persönlich. Eigentlich bemerkt man mich auch im Stadion, ich bin nämlich sehr laut und emotional.
Wie verbringst Du einen Samstagabend am liebsten?
Das lesen ja hier auch Freunde. (lacht) Ich gehe gerne aus und auf Partys mit Freunden. Hier in Magdeburg oder auch in anderen Städten. Ich mag außergewöhnliche und schöne Locations.
Leseratte oder Filmjunkie?
Ich bin eher die Leseratte. Wenn Filme, dann am liebsten Thriller oder Krimis. Ich bin ein Tatort-Fan. Manche Filme gucke ich auch dreimal. Mir fällt dann kurz vor Ende ein, dass ich den Film schon mal gesehen habe. Darüber amüsiert sich mein Freund immer.
Welche Musik hörst Du am liebsten?
Ich bin noch aus meiner Jugend geprägt und höre gerne die Red Hot Chilli Peppers. Heutzutage ist ja alles etwas elektronischer, auch da kann ich abgehen. Hauptsache ich kann tanzen.
Womit kann man Dir eine Freude machen?
Zeit an einem schönen Ort mit den Kindern oder auch mal nur mit meinem Freund. Dann mit einem guten Glas Wein, einem guten Essen und einem schönen Gespräch.
Oktober 2017
Interview aus INTER.VISTA 5
Vista.Schon?
Susi Brandt wurde 1975 in Magdeburg geboren. Zusammen mit ihrem Freund und den zwei Kindern lebt sie im Stadtteil Diesdorf. Ihre journalistische Karriere startete sie als freie Mitarbeiterin beim Stadtmagazin DATEs und der Volksstimme. Nach ihrem Abitur absolvierte sie ein Volontariat bei radio SAW. Susi Brandts Fernsehkarriere begann 2005 beim MDR. Dort moderiert sie unter anderem »MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE« und »MDR vor Ort«. Magdeburg beschreibt sie als Heimat, unterschätzt und grün. Ihr Lieblingsort in der Stadt ist eine kleine abgelegene Bucht an der Elbe.
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