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Julia Hohn

Hochzeitsplanerin in Magdeburg und Umgebung, Traurednerin, Schöffin, Mutter zweier Kinder und ein wahres Energiebündel. Die Dreißigjährige ist viele Umwege gegangen, bis sie ihr Unternehmen Die Hochzeitswerkstatt im Jahr 2013 ›spontan‹ gegründet hat. In Ihrer Selbstständigkeit blüht sie auf. INTER.VISTA verriet das toughe Magdeburger Original, wie ihr Heiratsantrag aussah und wo man am schönsten in Magdeburg heiraten kann. Außerdem erfahren wir mehr über die verrückteste Hochzeit, die sie geplant hat und welche Zeremonie bei ihr Gänsehaut auslöste.

Interview und Fotos: Kyra Bartel

Was ist Glück für Dich?
Wenn ich an der Ostsee stehe, das Wellenrauschen höre und die Augen schließe, in diesem Moment weiß ich, dass ich sehr glücklich bin. Pures Glück. Und glücklich bin ich jeden Tag darüber, dass ich und meine Familie gesund sind.

Ist die Elbe Dein kleiner Ostsee-Ersatz hier in Magdeburg?
Definitiv. Die Elbe ist wirklich sehr schön und man kann dort so viel Zeit verbringen. Dort zu sitzen, zu liegen, zu grillen ist auf jeden Fall ein Trost.

Inter.Vista, Julia Hohn, Foto: Kyra Bartels

Inter.Vista, Julia Hohn, Foto: Kyra Bartels

Welchen Ort an der Elbe hast Du besonders gern?
Am liebsten bin ich am Kleinen Stadtmarsch auf dem Werder, das ist hinter dem Wasserstraßenverkehrsamt. Dort kann man bis zur Spitze gehen und hat auf der linken Seite die Elbe und rechts dann den Yachthafen.

Du bist gebürtige Magdeburgerin, Dein Mann ist aus Wernigerode hierher gezogen. Warum war Dir das so wichtig?
Ich habe meine Familie und Freunde hier. Für mich stand es außer Frage, hier wegzuziehen.

Du hast viel ehrenamtlich gearbeitet. Was hast Du gemacht und was hat Dir das gegeben?
Ehrenamtlich war ich in der Kinder und Jugendarbeit tätig und organisierte dort Projekte. Das Kennenlernen verschiedener Personen, der Austausch und das Gefühl, etwas Gutes zu tun, das hat mir auf jeden Fall sehr viel Menschliches gegeben. Das stand für mich im Vordergrund, auch heute noch.

»Insgesamt kosten die Hochzeiten mittlerweile so viel wie ein Kleinwagen.«

Du hast eine Ausbildung als Rechtsanwaltsfachangestellte gemacht. Das hat wenig mit dem zu tun, was Du jetzt machst, oder?
Meine halbe Familie arbeitet am Gericht. Ich beschloss, ich lerne was solides, was ich gegebenenfalls noch gebrauchen kann. Schnell stellte ich aber fest, dass es nicht das ist, was ich möchte, da man jeden Tag stupide das Gleiche macht.

Du hast dann nochmal umgesattelt auf Journalismus. Wie kam es dazu?
Das hatte ich schon im Kopf seit ich 16 Jahre alt war. Schreiben hat mir damals Spaß gemacht. Durch Zufall kam ich dann zu urbanite, was jetzt Nachtleben MD heißt, und fing an zu schreiben. Relativ schnell ging es dann zur Volksstimme, bei der ich jahrelang für die Jugendredaktion gearbeitet habe.

Du bist jetzt Hochzeitsplanerin und Freie Rednerin. Wann kristallisierte sich bei Dir der Wunsch heraus, anderen den ›schönsten Tag ihres Lebens‹ zu bescheren?
Ich habe 2008 meinen Mann kennengelernt und schnell gemerkt, dass er der richtige Partner für mich ist. Manchmal hat man das ja im Gefühl. Dann hat´s aber noch ein bisschen gedauert, bis ich meinem Mann 2012 einen Antrag gemacht habe. 2013 wurde dann geheiratet. Eigentlich hatte ich 2010 schon die Idee, aber ich war hochzeitstechnisch ja noch sehr unerfahren. Später passte es dann ganz gut. Ich war frisch verheiratet. Und schrieb dann binnen vier Wochen den Businessplan inklusive Marktanalyse und Fünfjahresplan. Man hat ja am Anfang relativ viele Hürden zu überwinden.

Du bist eine ziemlich toughe Frau und hast Deinem Mann den Heiratsantrag gemacht. Wie hast Du das angestellt und wie war seine Reaktion?
Ich bereitete ein Puzzle mit einem Foto von meinem Mann und unserer Katze vor, was ich schon eine Weile im Schreibtisch hatte. Auf einer Veranstaltung traf ich ein Paar und die Dame erzählte mir, dass sie schwer an Krebs erkrankt ist und ihr Mann immer für sie da ist. Mir ging das sehr ans Herz, auf dem Heimweg kamen mir dann auch die Tränen. Ich dachte an meinen Mann und dass er derjenige ist, der immer hinter mit stehen würde. Zuhause habe ich dann das Puzzle aus meinem Schreibtisch genommen und ihn puzzeln lassen. Nach scherzhaftem Geplänkel hat Christoph dann »Ja« gesagt. Er hat sich später mit einem Antrag bei einem Candle-Light-Dinner revanchiert.

Welche Argumente sprechen für eine Heirat?
Auf jeden Fall eine gewisse Absicherung und Vorsorge. Heiraten ist eine Modeerscheinung geworden. Vieles wird mittlerweile nur für die Sozialen Medien gemacht. Da werden besondere Blumenarrangements angefertigt für einen Wow-Moment bei Instagram. Insgesamt kosten die Hochzeiten mittlerweile so viel wie ein Kleinwagen. Am Ende sollte man aber immer noch aus Liebe heiraten.

Ist es ein Problem unserer Zeit, dass Hochzeiten kommerzialisiert werden?
Ja, definitiv. Ich hatte Gott sei Dank in meinen fünf Jahren als Hochzeitsplanerin nur Paare, die aus Liebe heirateten, aber ich schließe nicht aus, dass es Paare gibt, die nur aufgrund dieses Wow-Effektes heiraten. Eine Ehe ist auch mit Pflichten verbunden. Man verspricht sich lebenslange Treue und dafür muss man arbeiten. Ich mag den Begriff ›der schönste Tag im Leben‹ nicht, weil man ja noch nicht weiß, ob es in 20 Jahren nicht einen noch schöneren geben wird.

Inter.Vista , Julia Hohn, Foto: Kyra Bartel

Inter.Vista, Julia Hohn, Foto: Kyra Bartel

Wie viele Paare betreust Du innerhalb eines Jahres?
Für nächstes Jahr habe ich schon acht Paare. Aktuell expandiert mein Unternehmen, so dass ich nächstes Jahr jemanden einstellen muss. Ich setze auf Qualität und nicht auf Quantität, deshalb brauche ich nächstes Jahr dringend Hilfe.

Bist Du den ganzen Tag bei der Hochzeit eines Paares dabei?
Ja, ich plane mit dem Paar über Monate hinweg die Hochzeit und da muss ich natürlich da sein, um alles zu koordinieren. Zudem bin ich Ansprechpartner für alle Dienstleister vor Ort, damit diese nicht jedes Mal zum Brautpaar rennen, wenn etwas zu besprechen ist. Ich biete einen Rundumservice, damit meine Paare loslassen und den Tag genießen können. Nichts ist schlimmer als ein Brautpaar, welches gestresst ist, das merken auch die Gäste. Aber man darf sich das nicht so wie in Filmen vorstellen, dass ich den ganzen Tag mit Headset rumrenne.

Gibt es Paare, die etwas ganz Verrücktes für ihre Hochzeit haben wollen?
Ja, da fällt mir eins ein, die ein ganz interessantes Motto hatten: eine Elfen- und Kobold-Hochzeit. Das war wirklich sehr speziell. Wir richteten von der Deko über die Einladungskarten alles danach aus. Selbst wenn die Gäste bei den Hotels angerufen haben, mussten sie das Passwort Elfen- und Kobold-Hochzeit nennen. Am Ende war es eine super schöne Hochzeit mit sehr viel Blumen und zahlreichen individuellen Details.

Wie lange arbeitest Du mit einem Brautpaar zusammen?
Mit genanntem Brautpaar habe ich 220 Stunden zusammengearbeitet, das ist aber schon sehr viel. Minimum benötige ich 130 Stunden.

»Heiraten ist eine Modeerscheinung geworden. Vieles wird mittlerweile nur für die Sozialen Medien gemacht.«

Hättest Du Deine Hochzeit 2013 von einer anderen Person planen lassen?
Meine eigene Hochzeit würde ich jetzt gar nicht planen wollen, weil ich zu viel weiß und bedenken würde. Wir luden damals einfach unsere Familie und Freunde ein. Es war einfach locker leicht und für uns sehr schön.

Du bist auch Traurednerin. Warum hast Du Dein Angebot erweitert?
In erster Linie macht es sehr viel Spaß, die Paare intensiv kennenzulernen. Hinzu kommt, dass ich durch meine journalistischen Tätigkeiten durchaus ein Händchen dafür habe, die richtigen Worte zu finden, um ein Paar emotional zu berühren. Ich möchte herausstellen, dass jedes Paar individuell ist, deshalb lasse ich mir auch immer ein spezielles Ritual einfallen. Dabei kommt mir meine Kreativität zugute.

Du bist Jugendschöffin am Landgericht. Wie bist Du dazu gekommen?
Ich habe mich ganz normal beworben. Den rechtlichen Hintergrund erlangte ich durch meine Ausbildung und da ich viel in der Kinder- und Jugendarbeit tätig war, wurde ich zur Jugendschöffin gewählt. Mir macht das Spaß, aber man kommt auch in Situationen, in denen man in Abgründe schaut, da wir uns ja nicht nur mit Diebstahl und Erpressung, sondern auch mit Sexualdelikten befassen müssen.

Braucht man als Schöffenanwärterin zwingend einen rechtswissenschaftlichen Hintergrund für die Ausübung dieses Amtes?
Es ist schon von Vorteil, da einem manche Dinge noch eher einleuchten. Aber der Gesetzgeber verlangt das nicht.

Wie oft kommst Du als Schöffin zum Einsatz?
Unterschiedlich. Letztes Jahr wurde ich kein einziges Mal eingesetzt, im ersten Jahr hatte ich dafür zehn Verhandlungen. Aber das ist immer davon abhängig, in welche Kammer man kommt.

Welchen Ort würdest Du in Magdeburg zum heiraten empfehlen?
In Magdeburg ist das schwierig, aber letztes Jahr hatte ich eine Hochzeit im Herrenkrug-Hotel. Das war schon ein Highlight. Eines meiner Paare aus 2014 hat im Dom geheiratet, das macht schon richtig Gänsehaut. Zur Feier ging es dann auf ein Schiff der Weißen Flotte.

Juli 2018
Interview aus INTER.VISTA 6

 

Vista.Schon?
Julia Hohn, geboren 1988 in Magdeburg, war Rechtsanwaltsfachangestellte, später Journalistin. Heute ist sie Hochzeitsplanerin und Traurednerin. Im März 2013 gründete sie ihr Unternehmen Die Hochzeitswerkstatt und führt dieses heute sehr erfolgreich. Die gebürtige Magdeburgerin hätte ihren Heiratsantrag am liebsten auf dem Empire State Building in New York gehabt. Zu Magdeburg fallen ihr spontan die Begriffe Heimat, Elbe und ›altbacken‹ ein.

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