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Cornelia Lüddemann

Die gelernte Bibliotheksfacharbeiterin ernährt sich zu 85 Prozent vegetarisch und greift, wenn der Stress überhand nimmt, auf die Fahrdienste einer Rentnerin zurück. Fernab ihrer Mission, Sachsen-Anhalt bunter und fröhlicher zu gestalten, paddelt das Organisationstalent aus Dessau den Sorgen am liebsten auf der Elbe davon. Uns verrät die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag außerdem, ob Feine Sahne Fischfilet sie überzeugen konnte und was sie vom Essen in der Landtagskantine hält.

Interview: Katharina Gebauer und Simeon Laux  | Fotos: Juliane Schulze und  Simeon Laux 

Als Politikerin haben Sie einen vollen Terminkalender. Woher kommen Sie gerade?
Ich hatte heute eine auswärtige Ausschusssitzung, diesmal für Landesentwicklung und Verkehr. Ich bin ja in der kleinsten Fraktion, wir sind nur fünf Abgeordnete, da ist jeder in mehreren Ausschüssen tätig. Seit der letzten Legislatur sitze ich im Sozial- und im Landesjugendhilfeausschuss, zusätzlich kam in der jetzigen noch der für Landesentwicklung und Verkehr hinzu. Das ist in der Tat ein voller Kalender. (lacht)

Nicht nur Ihren Terminkalender, sondern auch die Diäten veröffentlichen Sie auf Ihrer Website. Bekommen Sie darauf Feedback oder Kritik von Bürgern?
Ja, das interessiert die Leute. Es gibt viele, die diese Transparenz schätzen. Ich werde komplett aus Steuergeldern bezahlt, damit geht eine Verpflichtung gegenüber den Steuerzahlern einher. Ich verdeutliche damit, was ich mit dem Geld mache und in welche Kanäle es fließt. Aus Steuern viel verdienen kann man auch als Ministeriumsangestellter oder bei der Polizei, aber als Politiker hat man eine andere Verantwortung. Ich finde das richtig, es so offenzulegen.

Inter.Vista, Cornelia Lüddemann, Foto: Juliane Schulze / Simeon Laux

Inter.Vista, Cornelia Lüddemann, Foto: Juliane Schulze / Simeon Laux

Nach dem Abitur 1986 machten Sie zunächst eine Ausbildung zur Bibliotheksfacharbeiterin in der Stadtbibliothek Dessau. Warum wollten Sie diesen Beruf erlernen?
Tatsächlich bin ich Bibliotheks-facharbeiter, auf meinem Zeugnis steht nur die männliche Form. Ich komme aus einem christlichen Haushalt und es gab einige Restriktionen im Hinblick auf die Studienwahl. Ich wäre unglaublich gerne Lehrerin geworden, das hätte mir wirklich Spaß gemacht. Facharbeiterin für Bibliothekswesen bot eine gute Möglichkeit, ungelernt einzusteigen. Während meiner Ausbildung habe ich also ungelernt gearbeitet, 1988 meinen Berufsabschluss gemacht und nach der Friedlichen Revolution mein Studium begonnen.

Nach ein paar Jahren Berufserfahrung studierten Sie Erziehungswissenschaften. Was war Ihre Motivation?
Direkt in der Wendezeit habe ich Sachsen-Anhalts erstes Frauenhaus in Dessau mitgegründet. Bestimmte Fördermittel standen uns aber nur zu Verfügung, wenn wir gewisse Qualifikationen vorweisen konnten. Stiftungen wollten adäquate Abschlüsse sehen, damit sichergestellt wird, dass wir die Fördermittel auch sachgerecht verwenden. Vom Themenkreis bot sich an, Erziehungswissenschaften zu studieren und Halle war nicht so weit weg. Mein Kind war damals noch jung, das ließ sich ganz gut vereinbaren und nebenbei arbeitete ich noch halbtags.

Welche Studiengänge boten sich als Alternative an?
Im Nachhinein denke ich, Jura zu studieren wäre besser gewesen. Anfang der Neunziger war uns noch nicht klar, wie kompliziert das alles werden würde. Es ist jetzt zwar alles gut, so wie es ist und das Studium hat mir auch viel Spaß gemacht, aber Jura wäre eine gute Alternative gewesen.

Mit 24 Jahren sind Sie Mitglied bei den Grünen geworden. Was waren Ihre Beweggründe in die Partei einzutreten?
Die Bündnisbewegung war mir ja nicht fremd, das war die Zeit meiner eigenen Politisierung. Ich kannte durch das Neue Forum viele Leute, die dann von der Bürgerbewegung zu den Grünen wechselten. Das ist ein Stück weit meine politische  Heimat. Diese ganze Parteiorganisation allerdings war mir fremd und das wollte ich zuerst gar nicht. Ich ging aber regelmäßig zu den Veranstaltungen und bei einer Sitzung gab es mal den Fall, dass die eine Hälfte die eine Position und die andere Hälfte die andere vertrat. Meine Stimme gab dann bei der Abstimmung tatsächlich den Ausschlag, obwohl ich gar nicht hätte mitstimmen dürfen. Dadurch wurde ich Mitglied.

»Wir wollen nicht das Fleisch essen verbieten. Wir möchten,  dass man hinterfragt und nachdenkt, woher es kommt.«

Parallel zu Ihrem Studium haben Sie das Wahlkreisbüro der Bundestagsabgeordneten Steffi Lemke geleitet. Das war sicher sehr zeit intensiv, wie haben Sie das mit Ihrem Studium vereinbaren können?
Anfangs war es eine Teilzeitstelle. Auch bei uns in der Fraktion haben wir studentische Mitarbeiter, die bis zu 19,5 Stunden pro Woche arbeiten und so fing ich ebenfalls an. Erst als ich dann mit dem Studium fertig war, hatte ich eine Vollzeitstelle. Also, nicht ungewöhnlich. Für mich war es einfach eine gute Bereicherung, es gab viele spannende Einblicke, 1998 habe ich die dreitägige Wahlkampftour für Joschka Fischer durch Sachsen-Anhalt organisiert. Den ganzen Tag war er damals auf Achse, und das über mehrere Wochen. In dem Sinne habe ich das auch gar nicht als Arbeit angesehen, das Organisatorische liegt mir einfach.

Inter.Vista, Cornelia Lüddemann, Foto: Juliane Schulze / Simeon Laux

Wie kam es dazu, dass Sie später selbst Politikerin wurden?
Hauptberuflich mache ich das noch gar nicht so lange, erst seit 2011. Das war tatsächlich eine Quotengeschichte, 2010 gab es für die Grünen eine große Chance, dass wir wieder in den Landtag einziehen. Sicher war das natürlich nicht, aber trotzdem haben die Kreisverbände darauf geachtet, wer auf die oberen Landeslistenplätze kommt. Bei uns Grünen sind alle ungeraden Plätze für Frauen reserviert und mein Kreisverband Dessau-Roßlau kam auf mich zu, weil durch eine Frau die Wahrscheinlichkeit höher war, dass wir in dem Rennen dann vertreten sind. Zu der Zeit hatte ich seit eineinhalb Jahren einen Job in Berlin. Ich fand das Angebot aber sehr reizvoll, denn während meiner Zeit in Berlin habe ich auch erkannt, dass ich eher eine Kleinstadtpflanze bin. Das war alles ganz schön groß und laut. Daraufhin entschied ich mich, es in Magdeburg zu versuchen, was auf Listenplatz drei ja auch geklappt hat.

Sie waren damals ›schon‹ Anfang 40. Inwiefern kann so ein später Einstieg in die Berufspolitik Vorteile mit sich bringen? Hat man einen anderen Blick auf die Dinge?
Ja, weil ich schon verschiedene Aspekte des Lebens kennenlernte. Man ist ein Stück weit unabhängiger, denn ich weiß, dass es auch viele andere Möglichkeiten gibt, mitzuwirken, sich selbst zu verwirklichen und sein Geld zu verdienen. Manche meiner jungen Kollegen legten eine steile Parteikarriere hin, die kamen von den Parteijugendorganisationen wie die Junge Union oder die Grüne Jugend direkt in die Parlamente. Aber gerade die haben Schwierigkeiten, sich vorzustellen, dass es noch ein anderes Leben geben kann.

Was konnten Sie aus Ihrem Studium der Erziehungswissenschaften für Ihre Arbeit als Politikerin mitnehmen?
Im Studium lernte ich viele Softskills, zum Beispiel wie man richtig in Verhandlungen auftritt, das hat schon geholfen. Fachliche Hintergründe bringe ich im Sozialausschuss mit ein, wie etwa bei Sozialgesetzgebungen oder Krankenhausplanungen, da ist meine berufliche Qualifikation schon von Vorteil. Das ist bei kleinen Fraktionen natürlich nicht immer möglich, für den Ausschuss Landesentwicklung und Verkehr musste ich mich in ein ganz neues Themenfeld hineinfinden.

2016 sind Sie Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag geworden. Welche Aufgaben bringt dieser Job mit sich und wie läuft die Zusammenarbeit mit den Fraktionen der anderen Parteien?
Als Fraktionsvorsitzende bin ich diejenige, die die Fraktion nach außen hin repräsentiert, zum Beispiel bei Bewertungen zum Landeshaushalt. Nach innen muss ich die Fraktion organisieren sowie Personalangelegenheiten klären. Zu fünft ist es natürlich albern, einen großen Fraktionsvorstand zu haben, deswegen landet vieles direkt bei mir. Zusätzlich bespreche ich Angelegenheiten mit den Fraktionsvorsitzenden von CDU und SPD. Wenn es zu Konflikten kommt, ist es meine Aufgabe, diese zu entschärfen und zwischen Fachabgeordneten zu vermitteln. Bei unserer Dreierkonstellation in der Landesregierung ist es immer eine Herausforderung, Gemüter zu beruhigen, um wieder auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen.

Seit der Landtagswahl 2016 ist auch die AfD im Parlament vertreten. Was hat sich seitdem im Parlament verändert, auch für Sie persönlich?
Die Stimmung veränderte sich grundlegend. Das können Mitarbeiter und Abgeordnete, die erst seit dieser Wahlperiode dabei sind, gar nicht nachvollziehen. Früher gab es Diskussionen, bei denen es auch mal härter zur Sache ging, aber eine grundlegende Anerkennung gegenüber den Anderen war immer vorhanden, auch wenn die andere Meinungen vertraten. Wenn die Regierung im Zweifel auch mal etwas durchdrücken musste, wurde vorher lange miteinander gerungen und die Opposition ernst genommen. Das ist jetzt nicht mehr möglich. Das liegt an der Aufstellung der AfD an sich sowie ihrer rechten Themensetzung, die sich oft außerhalb unserer Landesverfassung bewegt und mit der sie sich selbst ins Abseits stellen. Und an ihrer respektlosen Rhetorik, die für mich wirklich schwer auszuhalten ist. Wir haben lange gebraucht, einen Weg des ordentlichen diskursiven Auftretens zu organisieren, aber die Qualität des Ausdiskutierens und die Anerkennung der Meinung der Opposition gibt es einfach nicht mehr. Das finde ich sehr schade. Gerade für uns Grünen stelle ich fest, dass wir uns aneinander abarbeiten (an der AfD, Anm. d. Red.), da bestehen größte Unterschiede. Mit den Linken stellten wir uns früh im Wahlkampf gegen die AfD. Seitens der AfD werden persönliche Verletzungen öffentlich vorgetragen. Das war völlig neu, keiner von uns war darauf vorbereitet. Wenn man so direkt damit konfrontiert wird, ist es sehr anstrengend und schwierig. Solche Auseinandersetzungen auf persönlicher Ebene rauben so viel Kraft und Energie.

Die Grünen befinden sich in den Umfragen auf Bundesebene gerade bei rund 19 Prozent. In Sachsen­-Anhalt liegt Ihre Partei derzeit allerdings nur bei etwa 6 Prozent. Warum profitieren Sie hier nicht von diesem Höhenflug?
Eine Erklärung ist die Milieutheorie, nämlich dass die Grünen sehr stark im urbanen Gebiet sind. Gerade dort haben Themen wie zum Beispiel die Mobilität jenseits der Autos mehr Rückhalt. In Berlin oder Hamburg können sich das mehr Leute vorstellen, da treffen sich Menschen mit urbaner Gesinnung. Das steht im Kontrast zu Sachsen-Anhalt, wo viele ländliche Bereiche von früheren Regierungen einfach vernachlässigt wurden, sei es bei öffentlichen Verkehrsmitteln oder bei der Bildung. In diesen Bereichen hat sich einfach viel Frust aufgestaut. Ich setze darauf, dass immer mehr Menschen sehen, dass es so nicht weiter gehen kann. Vieles, was wir sagen, ist halt anstrengend. Was die Grünen vorschlagen, bedeutet oft Veränderung und das ist eben nicht leicht. Diese Vorhaben können allerdings nicht mit dem Holzhammer realisiert werden. Der lange Hochsommer 2018 lässt die Menschen nachdenken. Kann ich nicht öfter mal das Fahrrad benutzen? Wir haben die Weisheit nicht mit Löffeln gefressen, wir sind keine besseren Menschen. Wir haben auch schon mal bei Amazon bestellt. Aber, guckt lieber mal bei dem, was ihr tut, dass eure Kinder und Enkelkinder noch gut davon leben können und lasst uns nicht unsere Lebensgrundlagen zerstören. Wir wollen nicht das Fleisch essen verbieten. Wir möchten, dass man hinterfragt und nachdenkt, woher es kommt.

»Ich ernähre mich zu 85 Prozent vegetarisch.«

Im vergangenen Jahr waren Sie Schirmherrin des Fahrrad-Aktionstags in Magdeburg.  Welche Entwicklungen wünschen Sie sich im Hinblick auf eine fahrradfreundliche Stadt?
Da haben wir noch einiges zu tun. Generell wünsche ich mir, dass man von der Autozentriertheit wegkommt. Fußgänger und Radfahrer sollten als ebenbürtige Verkehrsteil nehmer angesehen werden. Es sollte immer möglich sein, ohne große Umwege mit dem Fahrrad von A nach B zu kommen, ohne zwangs läufig das Auto zu benutzen. Wir brauchen auch ganz praktische Sachen wie gute Abstellmöglichkeiten. Für den nächsten Haushaltsplan ist ein Förderprogramm für Lastenräder geplant. Viele wollen mit dem Fahrrad fahren, aber die Bedingungen sind momentan noch nicht gut genug, da müssen wir was tun!

Wie präsent ist Fahrradfahren in Ihrem Alltag?
Ich versuche das immer zu verbinden. Wenn es geht, fahre ich mit dem Zug und lasse mein Fahrrad am Bahnhof stehen. In Halle oder Dessau kann ich aber kein Fahrrad über Nacht stehen lassen, dann hab ich am nächsten Tag nur noch ein halbes. (lacht) Besonders im Politikberuf, in dem man die meiste Zeit sitzt, ist es einfach wohltuend, sich auf kleinen Strecken mal zu bewegen. Das nutze ich für Termine außerhalb, zu denen ich nicht unbedingt mit dem Auto fahren muss.

»Trotz mancher Schwierigkeiten will ich nach vorne schauen.«

Sie pendeln zwischen  Dessau-­Roßlau und Magdeburg. Auf welches Verkehrsmittel greifen Sie eher zurück, Zug oder Auto?
In letzter Zeit fahre ich sehr viel mit dem Auto, weil mein Terminkalender einfach so voll ist und ich bestimmt ein Drittel weniger schaffen würde, wenn ich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren würde. Das ist sehr schade, aber gerade Dessau ist leider nicht sehr gut angebunden wie beispielsweise Halle oder Magdeburg. Wir haben weder Dienstauto noch Fahrerin, wenn es mal zu anstrengend ist, springt Renate ein, eine Rentnerin, die sich ein bisschen was dazuverdient.

Inter.Vista, Foto: Juliane Schulze / Simeon Laux

Auf Twitter bezeichnen Sie sich als ›Kämpferin für ein buntes und fröhliches Sachsen-­Anhalt‹. Was genau bedeutet das?
Ich sehe Sachsen-Anhalt als ein weltoffenes Land und ich setze mit meiner Partei alles daran, dass das so bleibt und noch besser wird. Wir haben ein Land mit so einer reichen Natur, die meisten Welterbestätten, gute Ausbildungsmöglichkeiten so wie Hochschulen und sind im Herzen Europas. Ich versuche, an diese Stärken anzuknüpfen und das Positive zu sehen. Trotz mancher Schwierigkeiten will ich nach vorne schauen.

Im Rahmen Ihrer Praxistage tauchen Sie regelmäßig in verschiedene berufliche Welten ein. Unter anderem haben Sie Demenz kranke besucht und einen Tag lang die Telefonseelsorge unterstützt. Was nehmen Sie von solchen Aktionen in Ihre politische Arbeit mit?
Die Möglichkeit, etwas mehr mitzukriegen als wenn ich da nur durchlaufe und mir zeigen lasse, wo das Telefon steht. Selbst vor Ort erleben zu können, wie es in so einer Praxis oder Notaufnahme abläuft ist nochmal was ganz anderes, als von den Problemen immer nur zu hören. Ich kann mit Betroffenen reden und bin ansprechbarer, als nur durch Email-Verkehr. Ich will wirklich wissen, was die Probleme sind.

In vier Worten, wie würden Sie persönlich die Menschen in Sachsen­-Anhalt beschreiben?
Vorsichtig. Interessiert. Kreativ. Dankbar.

Auf Ihrem YouTube-­Kanal haben Sie vor wenigen Monaten ein vegetarisches Rezept zum Weltvegetariertag hochgeladen. Ernähren Sie sich selbst auch vegetarisch?
Ich ernähre mich zu 85 Prozent vegetarisch. Es kommt schon mal vor, wenn ich weiß woher das Fleisch kommt, dass ich beim Grillen oder zu Weihnachten etwas Fleisch esse. Je weniger es wird, desto weniger schmeckt mir das und ich vermisse es kaum. Es gibt viele tolle vegetarische Rezepte. Mein Sohn ist Veganer, somit muss ich mich nochmal ganz anders damit beschäftigen, was ich esse und koche. Viele Sachen sind wirklich vegan. Eine vegane Suppe ist super einfach zu kochen. Wir machen uns oft den Spaß, wenn Gäste da sind, sagen wir dann: Hey, das war übrigens vegan.

Was ist denn Ihr Lieblingsgericht in der Kantine des Landtags?
Oh, das ist für mich eine ganz blöde Frage. (lacht) Mit unserer Kantine liegen wir etwas im Dauerclinch. Wir haben jetzt aber zum ersten Mal eine Landtagspräsidentin, bei der man merkt, dass sie mehr Wert auf gutes Essen legt als ihre männlichen Vorgänger. Sie hat zur Verbesserung eine Kantinenkommission ins Leben gerufen. Mein aktueller Favorit ist ein Gericht aus roten Linsen und Mango, das machen sie ziemlich gut.

Inter.Vista, Cornelia Lüddemann, Foto: Juliane Schulze / Simeon Laux

Inter.Vista, Cornelia Lüddemann, Foto: Juliane Schulze / Simeon Laux

Wie können Sie persönlich nach einem stressigen Tag am besten abschalten?
Fahrradfahren! Der Vorteil an Dessau ist, dass es sehr ländlich geprägt ist und man somit von jedem Ort der Stadt in höchstens acht Minuten irgendwo im Grünen ist. Ich paddel auch sehr gerne in meiner Freizeit. Generell, Bewegung in der Natur. Ich versuche auch, einmal die Woche zum Yoga zu gehen, um komplett abzuschalten.

Am Sonntag sind Sie im Freischütz in Dessau, vor ein paar Wochen waren Sie noch bei Feine Sahne Fischf­ilet. Wo fühlen Sie sich besser aufgehoben?
Bei Feine Sahne Fischfilet war ich eher skeptisch. Das habe ich auch allen im Bauhaus gesagt. Ich dachte, das wäre so gar nicht meine Musik. Ich war dann sehr überrascht, als ich dort war, das hört sich zum Teil wie bei den Toten Hosen an und das ist so meine Welt, da gehe ich gerne hin. Ich bin da relativ breit aufgestellt und auch sehr gespannt auf den Freischütz. Die Inszenierung in Dessau wurde sehr gelobt.

Wie viel Zeit bleibt Ihnen für Ihre Familie und Freunde und wie verbringen Sie diese?
Da muss man schon sehr diszipliniert sein. Ich finde es wichtig, auch mal einen Strich im Kalender zu machen und zu sagen: Da ist jetzt mal nichts. Das klappt nicht nicht immer, aber ich versuche, einen Tag in der Woche keinen Termin zu haben und mir diesen für meine persönliche Gestaltung freizuhalten.

Sie sagten vorhin, dass Sie in Ihrer Freizeit gerne paddeln. Welche ist Ihre Lieblingsstrecke?
Die Elbe in Sachsen-Anhalt ist einfach großartig. Es ist spannend, wie sich der Fluss von Dessau nach Barby verändert. Der ist da nicht eingegrenzt, der ist frei fließend, der kann mäandern. Das ist die Stelle, die am unbelastetsten ist. Zweimal im Jahr kann man die Mulde von Raguhn bis zur Elbe paddeln, das ist das Großartigste, was es gibt. Die Mulde ist der wildeste Fluss in ganz Europa, der auch stadtnah ist. Ein ganz besonderes Erlebnis.

Januar 2019
Interview aus INTER.VISTA 7

Vista.Schon?

Cornelia ›Conny‹ Lüddemann, Jahrgang 1968, wuchs in Dessau auf. Sie absolvierte eine Ausbildung zum Bibliotheksfacharbeiter und studierte anschließend Erziehungswissenschaften in Halle. Nach mehreren Jahren als Geschäftsführerin des Landesfrauenrats Sachsen-Anhalt wechselte sie hauptberuflich in die Politik. Seit 2011 sitzt sie im Landtag und übernahm für fünf Jahre den Landesvorsitz der Grünen, seit 2016 ist sie Fraktionsvorsitzende ihrer Partei. Die typischen Sachsen-Anhalter beschreibt sie mit den Worten vorsichtig, interessiert, kreativ und dankbar. Außerdem hat sie die Patenschaft für Eseldame ›Bella‹ übernommen und trinkt neben Leitungswasser auch mal gerne einen Gin Tonic.

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